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Wassergeburt
Schon während der Schwangerschaft beschäftigen sich werdende Mütter mit der Frage, wo und wie sie ihr Kind zur Welt bringen werden. Immer mehr Frauen ziehen dabei die Möglichkeit einer sogenannten Wassergeburt in Betracht, die oft als natürliche und sanfteste Art der Geburt beschrieben wird. Mittlerweile bieten auch sehr viele Geburtskliniken und Geburtshäuser diese Alternative zur Geburt „an Land“ an.
Bis vor einigen Jahren wurde die Wassergeburt in manchen fachlichen Kreisen noch als risikohaft bzw. als Modeerscheinung abgetan. Die Vorurteile sind mittlerweile aber vor allem durch Studien und die vielen erfolgreichen Geburten, die mit dieser Methode erzielt werden konnten, weitgehend ausgeräumt. Eine Wassergeburt birgt in der heutigen Zeit bei gesunden schwangeren Frauen und unter Einhaltung aller Hygienerichtlinien kein größeres Risiko als das Gebären auf einem Geburtsbett.
Entscheidet sich eine Schwangere für eine Wassergeburt, kommt das Kind, wie der Name schon sagt, im Wasser zur Welt. Dabei kann entweder nur die Austrittsphase oder aber auch schon die vorangegangene Eröffnungs- und Wehenphase im Wasser stattfinden. Ein Entspannungsbad vor der Geburt wird ebenfalls oft als Wassergeburt bezeichnet, obwohl dies im eigentlichen Sinn nicht zutrifft.
Was muss vor einer Wassergeburt beachtet werden?
Beschließt eine werdende Mutter, ihr Kind im Rahmen einer Wassergeburt zur Welt zu bringen, sollte sie dies mit ihrem Frauenarzt besprechen und auch frühzeitig abklären, ob die vorgesehene Geburtsklinik über die entsprechende Einrichtung einer Geburtswanne verfügt und eine Wassergeburt so überhaupt möglich ist. Trifft dies zu, kann sich die Schwangere bei einer Besichtigung des Kreissaals auch schon vor der Geburt die Wanne ansehen, sodass sie sich mit der Umgebung und dem Ort der Geburt vertraut machen kann.
Außerdem bleibt zu überlegen, ob das Kind tatsächlich im Wasser zur Welt gebracht werden soll, oder die werdende Mutter nur vor der Geburt eine gewisse Zeit zur Entspannung im Wasser verbringen möchte. Zu bedenken ist, dass die Pläne während des Geburtsvorgangs verändert werden können, etwa weil man sich im Bett liegend plötzlich doch wohler fühlt oder Komplikationen auftreten.
Eine Möglichkeit, sich schon in den Wochen vor der Geburt intensiver mit dem Element Wasser auseinanderzusetzen, bietet sich für Schwangere auch im Rahmen der Geburtsvorbereitung. So gibt es spezielle Vorbereitungskurse, die auch im Wasser stattfinden.
Wie verläuft eine Wassergeburt?
Wenn die Geburtswehen eingesetzt haben und sich die werdende Mutter bereits in der Geburtsklinik befindet, kann sie theoretisch dann in die Gebärwanne steigen, sobald alle notwendigen Vorbereitungen für die Geburt getroffen wurden. Wann tatsächlich der beste Zeitpunkt dafür ist, sollte aber in der jeweiligen Situation gemeinsam mit der Hebamme entschieden werden. Eine im Geburts-OP übliche Überwachung des Babys (Herzfrequenzen, etc.) ist auch im Wasser jederzeit möglich.
Der Geburtsverlauf bei einer Wassergeburt unterscheidet sich nicht wesentlich von dem auf einem Geburtsbett. Das Wasser in der Gebärwanne sollte angenehm warm sein (bis max. 37°C) und bis zur Brust der werdenden Mutter reichen. Die meisten Wannen sind mit Handgriffen und Stützen für die Beine ausgestattet, manche auch mit rutschfesten Applikationen oder Pölstern. Die Gebärwanne unterscheidet sich dadurch deutlich von einer normalen Badewanne im eigenen Badezimmer, sie ist außerdem wesentlich größer, um der Schwangeren genügend Bewegungsfreiheit zu bieten.
Kommt das Kind im Wasser zur Welt, verhindert der sogenannte „Diving-Reflex“, dass es unter Wasser einatmet. Die Nabelschnur kann noch in der Wanne durchtrennt werden. Ein in das Gebärbecken integrierter Brauseschlauch ermöglicht es der Mutter meistens, noch in der Wanne zu duschen. Danach kann sie sich in ihr Bett legen, wo noch darauf gewartet wird, dass sich der Mutterkuchen löst, falls dies nicht schon in der Wanne passiert ist.
Treten Komplikationen während der Geburt auf, muss die Schwangere die Wanne verlassen. Für den Notfall steht deshalb auch immer ein Geburtsbett bereit. Die Gebärende sollte im Wasser außerdem nicht allein gelassen werden, da im Falle einer Ohnmacht Ertrinkungsgefahr bestehen würde. Selten ist in der Geburtswanne übrigens Platz für den Vater vorgesehen, dieser kann die werdende Mutter aber auch am Wannenrand unterstützen.
Die Vorteile einer Wassergeburt
Warmes Wasser wird bei vielen Beschwerden als krampflösend empfunden und kann damit auch während des Geburtsvorgangs positiv wirken. So haben sich Geburten im Wasser in vielen Statistiken und Analysen für Mutter und Kind als stress- und schmerzfreier erwiesen. Im warmen Wasserbad entspannt sich die Beckenmuskulatur der Frau, was den Geburtsvorgang wesentlich erleichtern und unter Umständen auch beschleunigen kann. In Folge müssen weniger bzw. keine Schmerzmittel eingesetzt werden, es kommt auch zu weniger Fällen von Dammschnitten oder Dammrissen.
Darüber hinaus trägt die Bewegungsfreiheit im warmen Wasser zur Erholung zwischen den Wehen bei, auf die sich die werdende Mutter dann auch besser konzentrieren kann. Durch den ruhigeren Zustand der Mutter und den erleichterten Geburtsvorgang kommt auch das Kind mit weniger Angst und Stress zur Welt. Das Neugeborene erlebt den Übergang vom Fruchtwasser in das warme Wasser der Gebärwanne als sanften Übergang in seine neue Lebenswelt und kann sich nach der Geburt noch kurz im Wasser erholen.
Einige Hebammen gehen davon aus, dass sich diese schmerz- und stressfreiere Art der Geburt auch auf das spätere Leben der Kinder auswirkt und diese stabiler und gelassener auftreten. Zugleich würden im Wasser geborene Kinder in den ersten Monaten schneller als Normalgeburten wachsen, wie man etwa in der Hebammenpraxis Enning beobachtet hat.
Die Nachteile einer Wassergeburt
Neben den Vorteilen einer Wassergeburt, können auch einige Nachteile entstehen. So ist es möglich, dass das warme Wasser zu entspannend wirkt und dadurch die Wehentätigkeit nachlässt. Auch die Einschätzung eines möglichen Blutverlustes wird im Wasser erschwert, zudem kann es bei Komplikationen zu Verzögerungen kommen. Wie unter anderem eine Studie der Universitätsfrauenklinik Basel gezeigt hat, besteht aber unter Beachtung aller Hygienestandards bei Wassergeburten im Vergleich zu Geburten an Land keine erhöhte Infektionsgefahr für die Neugeborenen.
Wann kommt eine Wassergeburt nicht in Frage?
- Unter bestimmten Umständen schließen Ärzte eine Wassergeburt aufgrund eines zu großen Risikos für Mutter und Kind aus. Dies trifft in folgenden Fällen zu:
- Risikoschwangerschaften
- Komplikationen bei der Schwangeren oder dem Ungeborenen
- Frühgeburten (vor der 37. Schwangerschaftswoche)
- Mehrlingsschwangerschaften
- Steißlage des Kindes
- Virale Erkrankungen der Mutter wie HIV oder Hepatitis
Ebenso wenig wird eine Wassergeburt bei stark mekoniumhaltigem Fruchtwasser durchgeführt, oder wenn bereits eine Peridualanästhesie angewendet wurde.
Bei starker Fettsucht, einem vorzeitigen Blasensprung oder internistischen Vorerkrankungen der Mutter kann eine Wassergeburt unter Umständen auch nicht möglich sein, etwaige Risiken müssen vorab vom behandelnden Arzt genau geprüft werden.
Wenn du dich ausführlicher mit dem Thema auseinandersetzen möchtest, empfehlen wir den Artikel "Wassergeburt" auf Schwanger.at.
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