(Kommentare: 9)
Teilleistungsstörungen bei Kindern
Probleme in der Schule, Schwierigkeiten, sich in soziale Gruppen einzufügen oder Ungeschicklichkeit können bei Kindern Anzeichen für das Vorhandsein von Teilleistungsstörungen sein. Darunter versteht man verschiedene Funktionsstörungen in Bereichen des Denkens, Fühlens oder Sprechens, erklären die Experten der Psychologischen und Psychotherapeutischen Praxis im 9. Wiener Gemeindebezirk.
Bei leicht ausgeprägten Störungen dieser Art spricht man von Teilleistungsschwächen. Nicht erkannte oder behandelte Teilleistungsstörungen und -schwächen können Ursache für spätere Lern-, Leistungs- und Verhaltensprobleme sein und Betroffene bis ins Jugend- und Erwachsenenalter begleiten.
Ursachen von Teilleistungsstörungen
Wodurch Teilleistungsstörungen hervorgerufen werden, konnte bislang nicht restlos geklärt werden. Ärzte vermuten einerseits bei Störungen im Bereich der Sprach- und Lese-Rechtschreib-Fähigkeiten entwicklungsbezogene und familiäre Gründe als Ursache. Jedoch werden auch biologische Ursachen, etwa Beeinträchtigungen im Zentralnervensystem, nicht als Verursacher ausgeschlossen, erklärt die deutsche Heilpädagogin und Kinder-, Jugend- sowie Elternberaterin Angela Rodeck-Werner.
Teilleistungsstörungen oder -schwächen sind laut Rodeck-Werner erhebliche Leistungsminderungen, die sich nicht durch eine allgemeine Intelligenzminderung, neurologische Erkrankungen, Sinnesbeeinträchtigungen oder durch mangelnden (schulische) Förderung erklären lassen.
- Teilleistungsstörungen werden unterteilt in
- Sprach- bzw. Sprechstörungen
- Wahrnehmungsstörungen
- Gedächtnisstörungen
- Störungen der schulischen Fähigkeiten (z.B. Lese-Rechtschreib-Schwäche)
- Störungen der motorischen Fähigkeiten
- oder einer Kombination mehrerer Störungen
Probleme beim Lernen
Besonders im (schulischen) Lernprozess kann die Leistungsfähigkeit durch Teilleistungsstörungen negativ beeinflusst werden, erklärt die BundesArbeitsGemeinschaft zur Förderung der Kinder und Jugendlichen mit Teilleistungs-/Wahrnehmungs-Störungen (BAG-TL). Beeinträchtigen die Störungen eine Stufe des Lernprozesses – also die Aufnahme, Verarbeitung, Abspeicherung oder Weitergabe von Information – können dadurch auch die anderen Bereiche beeinflusst werden und letztlich der gesamte Prozess, das Kind in vielen seiner Entwicklungsbereiche, betroffen sein.
Die Informationsaufnahme wird bei Teilleistungsstörungen nicht durch Seh- oder Hörschwächen gemindert, sondern durch Fehlwahrnehmungen. Die betroffenen Kinder nehmen Zahlen oder Buchstaben vertauscht wahr oder haben Konzentrationsprobleme und überspringen beim Lesen ganze Wörter oder Sätze. Andere Kinder können Gesprochenes nicht richtig verstehen und verarbeiten, fragen immer wieder nach oder fühlen sich nicht angesprochen. Hierbei handelt es sich um sogenannte auditorische Wahrnehmungsstörungen. Bei der Verarbeitung von Informationen kann es zu Beeinträchtigungen der Organisation und Ordnung im Gehirn kommen, Wochentage werden beispielsweise nicht in der richtigen Reihenfolge aufgezählt.
Bei der Speicherung neuer Information bereitet das Kurzzeitgedächtnis oft Probleme, die betroffenen Kinder müssen Dinge überdurchschnittlich oft wiederholen, um sie sich zu merken. Zudem kann es schwer fallen, Gelerntes in Beziehung zu vorhandenem Wissen zu setzen. Bei der Informationsweitergabe können auch Sprachstörungen auffallen – Kinder haben Schwierigkeiten auf Fragen zu antworten, selbst wenn sie ungefragt problemlos sprechen können.
Woran erkenne ich Teilleistungsstörungen bei meinem Kind?
Teilleistungsstörungen können sich auf unterschiedliche Art bemerkbar machen. Oft beginnen sie mit unscheinbaren Symptomen wie ausgeprägter Aktivität, kleinen Rechen- und Schreibfehlern, schneller Gereiztheit, Konzentrationsproblemen oder Unaufmerksamkeit. In weiterer Folge können sich die Schulleistungen verschlechtern und mangelnde Motivation oder Angst vor der Schule auftreten. Kleine Kinder, die von Teilleistungsstörungen betroffen sind, können Probleme beim Nachsprechen, dem Merken von Wochentagen, Namen, Farben oder Buchstaben oder von Reimen haben.
Störungen in der Wahrnehmung von Entfernungen können ebenso in Zusammenhang mit Teilleistungsstörungen auftreten. In diesem Fall wirkt das betroffene Kind ungeschickt, wirft Dinge um oder greift daneben. Gleichgewichtsstörungen, die sich durch Hinfallen bemerkbar machen, einfache Sprache und einseitige Kommunikation, Probleme mit der richtigen Reihenfolge beim Anziehen von Kleidung oder der Strukturierung von Geschichten, Hyperaktivität oder Teilnahmslosigkeit sind weitere mögliche Symptome, erklärt Rodeck-Werner.
Werden Teilleistungsstörungen bei Schulkinder nicht erkannt oder behandelt, können die entstehenden Problem zu sozialer Ausgrenzung führen, warnt die BAG-TL. Bei den betroffenen Kindern können zudem Selbstzweifeln entstehen, es ist verwirrt oder frustriert. Die Probleme in der Schule nagen damit am Selbstwertgefühl und verderben den Spaß am Lernen. Die aufgrund von Teilleistungsstörungen entstehende Verunsicherung kann in weiterer Folge Verhaltensauffälligkeiten mit sich bringen.
Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten sind in vielen Fällen sehr impulsiv, unaufmerksam, leicht ablenkbar, hyperaktiv oder unflexibel sein. Sie können aber ebenso aufgrund sozialer Fehlwahrnehmungen in bestimmten Situationen unangemessen oder unreif reagieren, weil sie Stimme, Gestik und Mimik anderer Personen nicht richtig deuten können.
Was tun bei Teilleistungsstörungen?
Teilleistungsstörungen werden besonders oft nach dem Schuleintritt, also im Alter von sieben oder acht Jahren festgestellt. Es ist möglich, dass erst Pädagogen in der Bildungseinrichtung Auffälligkeiten oder Lernprobleme bei dem betroffenen Kind feststellen und die Eltern darauf aufmerksam machen.
Wenn Auffälligkeiten bemerkt werden, die den zuvor beschriebenen Symptomen ähneln oder die Schulleistungen deutlich nachlassen und das Gespräch mit den Lehrern keine Ursachen aufzeigt, sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden. Dieser prüft zuerst das Seh- und Hörvermögen des Kindes. Bei Verdacht auf vorliegende Teilleistungsstörungen oder -schwächen kann der Betroffene an Spezialisten, etwa einen Therapeuten in Gebieten der Kindesentwicklung und Förderung oder einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie überwiesen werden. Um das Vorhandensein von Teilleistungsstörungen aufzuzeigen, gibt es spezielle Testbögen, die schon am Ende der ersten Klasse ausgefüllt werden können. Tatsächlichen Aufschluss über eine oft sehr komplex geartete Problematik kann dieser natürlich nicht geben, jedoch möglich Indizien.
Steht die Diagnose Teilleistungsstörung fest, werden Therapien mit ausgebildeten Pädagogen vereinbart, um die entstandenen Beeinträchtigungen zu mindern. So gibt es beispielsweise Lese- und Rechtschreib- oder Lernprogramme bei Legasthenie oder Lern-Rechtschreib-Problemen.
Eine frühe Förderung des betroffenen Kindes kann die vorhandenen Teilleistungsstörungen abschwächen und weiteren Problemen vorbeugen. Eltern sollten deshalb nicht abwarten, ob sich die Probleme von selbst lösen, sondern versuchen, dem Kind durch richtige Behandlung rechtzeitig zu helfen.
Einen Kommentar schreiben
Kommentar von Erika |
Hallo ich bin auf die Teilstörung gekommen, da mein Sohn 6 ist und in die Schule gekommen ist. Ich hatte schon im Alter von 3 bemerkt, dass er sich in etwas lautere Situationen z.B. Beim Singen die Ohren zugehalten hat. Dann hatte er sehr spät angefangen zu reden, ich bin im Alter von 4 zu Logopädie gegangen, da sich die Aussprache nicht verbessert hat, viele einfache Laute wurden verwechselt. I m Laufe der Zeit konnte man Ihn besser verstehen, die Sprache ist leider noch immer unterm Durchschnitt, er wächst 2 sprachig auf, doch da kann er außer ja kein einziges Wort merken. Ich habe festgestellt, dass seine Merkfähigkeit sehr gering ist. Die ist mir auch schon relativ früh aufgefallen, (z.B. Hat er beim zählen immer die 3 weggelassen)wird aber jetzt immer deutlicher. Er kann sich kein Alphabet merken, welches ich ihm auch nicht wirklich beibringen möchte, da z.B ef anstatt fffff ausgesprochen wird und ihm das noch mehr verwirrt. Zählen kann er nun allerdings bis 10 sicher. Alles was später kommt und er sich z. B. Bei 14 verzählt, dann muss er wieder von 1 anfangen, weil er es nicht verstanden hat, das man einfacher von 13 ab zählen könnte. Buchstaben die er vor 3 Wochen gelernt hat, hat er wieder vergessen. Meine Angst ist was macht er wenn die ganzen Buchstaben mal durch sind. Ich mache mir Sorgen, weil er auch langsam gemerkt hat, dass er sich Dinge schlecht merken kann. Dabei macht er alles wie z. B. Hausaufgaben mit so viel Freude und Lust. Die möchte ich ihm nicht nehmen. Er hat so viel Motivation und kann es sich einfach nicht merken, das tut mir soo leid. Wie kann ich ihm helfen? Danke!
Kommentar von Silvia |
Meine Tochter ist im September 6 Jahre alt. Sie kann sehr schwer Texte vollständig verstehen und wieder geben. Wir machen zweites Jahr Logopädie. Wurde auch bei SPZ getestet. Jeden Tag übe ich mit ihr die Sprache und sie macht vortschritte. Ab September ist sie noch ein Jahr in SVE am Vormittag und am Nachmittag in ihrem Kindergarten. Es ist schwierig . Ich vermute dass sie auch in der Förderschule bleibt da in der Regelschule keine Zeit ist für eine spezielle Förderung. Ich finde es sehr schade. Sie verliert alle Kontakte die sie jetzt hat. Aber wenn sie Förderung braucht bleibt uns nicht anderes übrig. Um so früher zu fördern um so besser.
Kommentar von Nadine Fotachov |
Hallo mein Kind ist 7. Unsere Problemen haben mit sehr klein angefangen. Er hat mit 3 Jahren noch kein richtiges Wort gesprochen. Und jedes mal wo ich den Arzt fragte hieß es "warten sie ab, er ist erst 3 und ein Junge die brauchen etwas mehr Zeit" wobei ich auf eigene Initiative einen Logopäden aufgesucht hab und mehrere Monaten als eigene Leistung es gefördert. Beim Arzt wurden wir leider nur vertröstet. Bis der erste Bericht von Logopäden Kamm und ich den zum Kinderarzt vorgelegt hab. Da würde es erst angesehen dass wir ein Problem mit Aussprache haben. Dies haben wir mehr oder weniger in Griff bekommen. Nun leider jetzt in der erste Klasse hat es mit Gedächtnis angefangen. Er liest mit Silben das Wort vor und wenn es mehr als ein Silbe ist hat er Schwierigkeiten es wieder zu wiederholen. Der Verhalten von ihn ist unauffällig, er kann auf einem Platz sitzen, kennt alle Buchstaben aber wenn die als Wort zusammen sind verliert er sich. Ich bin Ratlos und weiß nicht mehr weiter. Weil Arzt sagt es ist alles normal. Aber ich als Mutter sehe dass mein Kind einfach unter geht. Wo kann man Hilfe bekommen um eine Diagnose fest zu stellen?
Kommentar von Marija |
Hallo! Meine Tochter hat Probleme mit Gedächtnis. Sie vergisst sehr schnell 1 und 1 zusammenzuzählen. Ohne Hände geht es gar nicht. Ich habe alles versucht... soll ich Hilfe von einem Arzt ersuchen?
Kommentar von Sonja 49 |
Ja, auch ich habe eine Tocher 13 mit Gedächtnisproblemen. Sie vergisst binnen eines Monates wie man die Fläche eines rechtwinkligen Dreiecks ausrechnet. Statt axb Halbe, wird a+b, durch 2 hat sie auch wieder vergessen. Wir müssen vor jeder Schularbeit wieder ganz von vorne beginnen. Die ganze Familie hat keine Kraft mehr. Wie soll das weitergehen?
Kommentar von Monty |
Hallo, ich selber habe diese Problem. Ich bin mittlerweile 21 Jahre alt und wusste bis vor kurzem noch nicht mal was das genau ist. ich hatte immer in der schule Probleme auf fragen zu antworten und an das lernen will ich gar nicht erst denken. nach 8 Stunden Schule saßen wir immer noch 3 bis 4 Stunden und haben ganz einfache dinge immer und immer wieder wiederholt. Mittlerweile habe ich eine abgeschlossene Berufsausbildung, ja mit 3 Monaten unbezahlter Urlab damit ich jeden Tag lernen kann und um Endeffekt die Prüfung dann geschafft habe, aber das was mir jetzt im Nachhinein auffällt, ist das, dass es mir geholfen hat damals in eine Tagesklinik und zu einer Therapie für die Motorik zu gehen. Ich bin seit dem ich dies weiß noch dankbarer das meine Eltern mich dabei immer so sehr unterstützt haben, ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft und mittlerweile wahrscheinlich auch keinen Job.
Heutzutage merke ich das Problem leider auch noch sehr häufig. Ich kann mir sehr schlecht dinge merken geschweige denn mich an gerade gemacht absprachen erinnern. Eine Hilfe ist für mich das ich mir Zettel an eine bestimmte Stelle hänge wo ich mehrmals täglich dran vorbei gehe und damit immer daran erinnert werde. Ich hoffe ich konnte es euch einigermaßen erklären. LG
Kommentar von Iordanka |
Für meine Tochter haben die Lehrer viel gesagt, fasst alle mögliche Krankheiten. Gut das auch Ärzte hat. Sie absolut gesund. Trotzdem ist sie weiter diskriminiert.
Kommentar von Fix und Fertig |
Hallo, wir haben die gleiche Probleme wie gehts weiter mein 10J und meine Tochter 7. Ich bin fix und fertig, ich weiß nicht mehr weiter. Soll ich mir einen Termin machen für meine Tochter bei SPz Sie kann nichts behalten Zahlen und schreibt Text ab mit vielen Fehlern. Kennt jemand einen Spezialisten wo man so etwas untersuchen lassen kann?
Kommentar von frielo |
Mein Sohn 11, hat eine diagnostizierte Rechenschwäche. Die aus der Rechentherapie sagen er hat ADS, aber die Ärztin der Tagesklinik sagt nein.
Fakt ist, dass er starke Konzentrationsprobleme hat. Dauer der Konzentration max. 20 min. Er vergisst immer wieder sogar das 1x1 bzw. das Zusammenzählen ohne Hände. Subtrahieren und Dividieren sind noch schwieriger. Deutsch geht so. Er kann super lesen, aber auch hierzu hat er keine Lust mehr. Man könnte fast sagen, er sei ausgelaugt und hat keine Kraft mehr zu lernen bzw. die Arbeiten für die Schule zu erledigen.
Wir reden uns den Mund fusselig und sind am Ende.
Kennt noch jemand dieses Problem? Gibt es Hilfe?