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Wiederverwerten, Reparieren, Müll vermeiden: Zero Waste Tipps für den Familienalltag

Umweltschützer und Expert*innen mahnen es schon lange ein: Wir leben in einer Konsumgesellschaft für die wir (bewusst oder unbewusst) einen hohen Preis zahlen. Die gute Nachricht: Man kann nicht nur global gegensteuern, sondern auch im privaten Bereich. Gerade im Familienalltag lässt sich mit ein paar cleveren Ideen viel Müll einsparen – wir haben die besten Tipps für dich.

Wiederverwerten, Reparieren, Müll vermeiden: Zero Waste Tipps für den Familienalltag

Was bedeutet Zero Waste?

Im Jahr 2019 wurden in Österreich 71,26 Millionen Tonnen Abfall produziert – Tendenz steigend. Verwertet wird dieser im Rahmen der österreichischen Abfallwirtschaft, indem er Müll auf Deponien gelagert, verbrannt oder verfüllt wird. Die alternative und bevorzugte Variante der Müllweiterverarbeitung ist das Recycling oder die gemeinsame Aufbereitung und Wiederverwertung mit anderen Abfällen. Wenngleich es auch hier Grenzen gibt, denn nicht alle Materialien und Stoffe können recycelt werden. Wie viel Müll jedoch in jedem einzelnen Haushalt entsteht, hängt auch von uns selbst ab. Seit Jahren gibt es Bewegungen, die konkrete Ideen für die Reduktion und Vermeidung von Alltags-Abfällen liefern.

Zero Waste ist eine davon. Es handelt sich hierbei nicht um einen Trend, sondern vielmehr um einen Lebensstil, der im Idealfall darauf abzielt, gar keinen Müll zu produzieren oder ihn (sollte das nicht möglich sein) zumindest zu reduzieren. Dafür gibt es fünf Prinzipien: Refuse, Reduce, Reuse, Recycle und Rot. Man nennt sie auch die 5-R des Zero Waste. Was dahinter steckt:

  • Refuse: bedeutet übersetzt „Ablehnen“ und genau darum geht es auch. Bei gewissen Konsumartikeln dürfen wir uns fragen, ob wie sie denn tatsächlich benötigen, ob wir sie nur aus Gewohnheit verwenden oder ob wir uns von klugen Marketingstrategen vielleicht einreden lassen, dass wir immer das neueste Produkt benötigen. Man könnte es auch als bewussten Konsum bezeichnen.
  • Reduce: bedeutet „Reduzieren“ und zielt darauf ab, dass wir uns bei vielen Gütern überlegen können, ob es denn eine Möglichkeit gibt, weniger davon zu verwenden, das Produkt gegen eine wiederverwertbare oder langlebigere Alternative auszutauschen. Ein Beispiel dafür wäre der Einkauf im Supermarkt: Wurst und Käse werden an den Feinkosttheken mittlerweile schon in selbst mitgebrachte Glasbehälter ausgegeben. Du musst also nicht darauf verzichten, sondern sparst einfach nur Plastikmüll ein.
  • Reuse: darunter versteht man ganz einfach „Wiederverwenden“. Es gibt nun mal Dinge, die nicht zu ersetzen sind, die man nicht wiederverwerten kann und für die es auch keine adäquate Alternative gibt. Eine Möglichkeit wäre es, jene Gegenstände, die ihr nicht mehr benötigt, an einen Second-Hand-Laden zu geben, auf einer Verkaufsplattform zu verschenken oder innerhalb der Familie zu tauschen. Viele Dinge kannst du mit etwas Kreativität und den richtigen Ideen auch zweckentfremdet verwenden. Im Internet findest du zahlreiche Anleitungen und Verwendungsmöglichkeiten, an die du vielleicht noch nicht gedacht hast.
  • Recycle: gewisse Werkstoffe können in einer anderen Form „wiederverwendet“ oder mit kompatiblen Materialien wiederaufbereitet werden. Glas, Papier und Metall sind dafür wohl die bekanntesten Beispiele. Damit beim Recyclen alles gut klappt, ist eine gewissenhafte Mülltrennung erforderlich. Und damit kann jede*r bei sich zu Hause beginnen.
  • Rot: bedeutet „verrotten“ und ist gewissermaßen selbsterklärend. In Mehrparteienhäusern stehen üblicherweise Bio-Tonnen zur Verfügung, im eigenen Garten kann man einen Komposter anlegen. Da wandern dann alle Küchenabfälle hinein, die wieder zu Erde zusammenfallen im Laufe der Zeit, wie z.B. Gemüsereste, Eierschalen, Kaffee.

Umweltbewusste Haushaltsführung

Die eigene Wohnung oder das gemeinsame Haus ist der Lebensmittelpunkt der ganzen Familie. Hier kommen Mama, Papa, Geschwister, Großeltern, Freund*innen und Bekannte zusammen. Es wird gekocht, gegessen, gespielt, geplaudert, gestritten, kurzum, hier spielt sich das Leben in all seinen Facetten ab. Dabei entsteht automatisch eine Menge Müll. Allein beim Kochen produzieren wir Abfälle, Spielzeug wird immer wieder kaputt und vielleicht viel zu früh wegschmissen, Verpackungen, Flaschen, Kartons, Papier, Dosen fallen an und zahlreiche Konsumgüter haben den Weg in die eigenen vier Wände gefunden. Auch im Haushalt und Familienalltag gibt es zahlreiche Wege, um weniger Müll zu produzieren. Wer also langsam auf Nachhaltigkeit umstellen möchte, kann damit beginnen, die einzelnen Bereiche durchzugehen und überlegen, wo denn eingespart, verändert oder wiederverwendet werden kann.

Ob beim Einkaufen, Kochen oder Putzen, Verpackungsmüll kann überall vermieden werden. Lebensmittel gibt es beispielsweise am Markt oder im Unverpackt-Laden lose zu kaufen. Verstaut werden sie in selbst mitgebrachten Behältern, Gläsern, Gemüsesäcken oder eigens angefertigten Stoffsäckchen. Ebenso bewährt hat sich ein Wochenplan fürs Essen. Bei einem Großeinkauf besorgst du dann alle Lebensmittel, die du für die Speisen benötigst, und kannst auch entsprechende Gerichte zur Resteverwertung einplanen, sodass keine Lebensmittel verschwendet werden müssen.

Auch beim Putzen kannst du Plastik vermeiden, indem du Putzmittel auf natürlicher Basis selbst herstellst und alte Stoffe und Tücher zu Putz- und Staublappen umfunktionierst. Sollte doch Abfall anfallen, versteht sich die richtige Mülltrennung von selbst. Erkundige dich bei lokalen Entsorgungsunternehmen oder dem Abfallservice deiner Stadt, was wie getrennt werden soll. Die passenden Behälter werden dir gegen Gebühr zur Verfügung gestellt.

Tipp: Sollte es bei deinem Wohnhaus noch keine Bio-Tonne oder keinen Glascontainer geben, kannst du das bei der Hausverwaltung oder dem Vermieter anregen!

Man könnte jetzt natürlich einwenden, dass die Müllreduktion viel zu umständlich und zeitaufwendig ist im Trubel des Familienalltags. Familien, die Zero Waste ausprobiert haben, kommen aber genau zum gegenteiligen Schluss. Auch wenn es am Anfang mehr Zeit kostet, weil man jahrelange Gewohnheiten identifizieren und umstellen muss, bleibt am Ende sogar mehr Zeit für die Familie. Außerdem kann es auch richtig Spaß machen, Kinder und andere Familienmitglieder in die Hausarbeit einzubinden und gemeinsam das Ziel zu verfolgen, weniger Müll zu produzieren. Kinder lernen dabei viel Wertvolles über die Wahrung von Ressourcen und den schonenden Umgang mit unserer Umwelt.

Upcycling statt Wegwerfen

Nun geht es also darum, Müll zu vermeiden. Das bedeutet nicht nur, dass wir darauf achten sollten, was und wie viel wir konsumieren, sondern auch wie wir mit den Dingen umgehen, die wir bereits in unserem Haushalt haben.  Geräte, die einen Defekt aufweisen, müssen nicht sofort zum Müll geschmissen werden. Man kann sie selbst reparieren, sich mit anderen zur Reparatur treffen, z.B. in einem Repair-Café oder das Ganze in die Hände eines Fachmannes übergeben. Viele Dinge haben eine längere Lebenszeit, als wir es annehmen würden und wenn ich etwas weiterhin nutzen kann, produziere ich damit auch keinen Abfall. Das Gleiche gilt auch für Spielzeug, das gerade in Familien von einem oder mehren Kindern fleißig bespielt und dort und da abgenützt wird.

Bei kleinen Makeln, Brüchen oder Beschädigungen kannst du immer versuchen, die Stellen zu kleben, neu zu verbinden oder durch Verschrauben zu fixieren. Für Spielzeug, das tatsächlich nicht mehr verwendet werden kann, gibt es mittlerweile unendlich viele Upcycling-Ideen im Internet. Alte Spielfiguren werden da beispielsweise zu Möbelknöpfen, Plüschfiguren können in lustige Wanddeko oder individuelle Rucksäcke umgewandelt werden und ein buntes Kinderxylofon wird zum Windspiel.

Dazu benötigst du zumeist nur die richtigen Do-it-yourself Inspirationen, ein bisschen Geschick und eine gute Grundausstattung mit Arbeitsmaterialien wie Schere, Kleber, Klebepistole, Stanleymesser, Arbeitsunterlage, Akkuschrauber, kleine Zange sowie ein Basissortiment an Nägeln, Schrauben und Klammern.

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