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Kinderlähmung

Kinderlähmung, auch Poliomyelitis genannt, ist eine Infektionskrankheit, deren typische Symptome Lähmungserscheinungen sind. Da die Krankheit in seltenen Fällen bleibende Schäden hinterlassen kann, ist eine Schutzimpfung ab dem frühen Kindesalter besonders wichtig.

Was ist Poliomyelitis?

Kinderlähmung wird durch einen Enterovirus (Poliovirus Typ 1, Typ 2 und Typ 3) verursacht. Trotz stetiger Bemühungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Krankheit auszurotten, existiert sie immer noch in einigen Entwicklungsländern im afrikanischen bzw. asiatischen Raum. Ziel des WHO-Ausrottungsprogrammes war es ursprünglich, die Krankheit bis Ende 2000 weltweit zu vernichten, vor allem kriegsähnliche Konflikte in einigen Regionen verhinderten dies jedoch.

Drei der WHO-Weltregionen, darunter seit 2002 auch Europa, gelten bereits als frei von Poliomyelitis, der letzte Fall in Österreich wurde im Jahr 1980 verzeichnet. Zuletzt wurden im 2009 weltweit noch 1.606 Fälle von Kinderlähmung gemeldet. Ein Jahr zuvor waren es noch knapp 2.600.

Die Krankheit kommt vor allem in Ländern mit schlechten hygienischen Zuständen vor und kann von dort theoretisch jederzeit nach Österreich eingeschleppt werden. Personen, die keinen Impfschutz haben, können damit sowohl in Risikogebieten als auch in Österreich durch eine Übertragung des Erregers erkranken.

Wie wird Kinderlähmung übertragen?

Die Ansteckung mit dem Virus ist durch eine Schmutz- oder Schmierinfektion möglich, wobei das Rachensekret oder der Stuhl erkrankter Personen als Infektionsquelle gelten. Dies bedeutet, dass auch Eltern von infizierten Säuglingen besonders gefährdet sind, da die schmutzigen Windeln ein hohes Infektionsrisiko mit sich bringen.

Da die Ansteckungsgefahr zu Beginn der Erkrankung besonders hoch ist, sollte die betroffene Person möglichst von anderen isoliert werden. Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit kann zwischen fünf und 14 Tagen betragen.

Welche Symptome zeigen sich bei der Kinderlähmung?

Zu betonen ist, dass die Erkrankung nicht immer mit Lähmungserscheinungen einhergeht, sie treten bei rund einem von 100 Fällen auf. Dieses Risiko steigt jedoch mit dem Alter des Patienten. Laut dem Zentrum für Reisemedizin verlaufen 90 Prozent der Fälle sogar ohne auffallende Beschwerden. 

In den übrigen Fällen kann zwischen drei verschieden starken Krankheitsverläufen unterschieden werden. Im ersten Fall leidet der Patient ein bis zwei Tage unter Fieber, Kopf- und Halsschmerzen und Unwohlsein, danach klingt die Infektion wieder ab.

Ein weiterer möglicher Verlauf umfasst eine Hirn(haut)entzündung und Symptome wie Fieber, Hals- und Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Der stärkste Krankheitsverlauf geht mit den namensgebenden Lähmungserscheinungen einher, die durch das Eindringen des Erregers in das zentrale Nervensystem verursacht werden. In diesem Fall treten folgende Symptome auf: 

  • anfänglich Fieber
  • Gliederschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Verdauungsprobleme
  • gefolgt von Lähmungserscheinungen, beginnend bei den Beinen, weitere Ausbreitung auf Arme und Atemmuskulatur möglich 

Zeigt ein Kind diese Symptome, sollte so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. Oft hinterlässt diese schwere Form der Krankheit Dauerschäden, der volle Funktionsumfang der betroffenen Muskeln kann nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen wiederhergestellt werden. In seltenen Fällen kann die Erkrankung auch zum Tod führen.

Selten kann es außerdem selbst Jahrzehnte nach der Erkrankung zu Spätfolgen kommen. Das Post-Polio-Syndrom äußert sich durch Schmerzen, Muskelabbau, zunehmende Schwäche und Ermüdungserscheinungen, der Grund für das Auftreten dieser Spätfolge konnte bislang nicht geklärt werden.

Welche Behandlung ist möglich bei Kinderlähmung?

Um sicherzustellen, ob ein Kind an Polio erkrankt ist, wird der Arzt versuchen, den Erreger bzw. Antikörper nachzuweisen. Dies kann durch Untersuchung einer Stuhlprobe, des Rachenwassers bzw. der Rückenmarksflüssigkeit erfolgen oder durch die Identifikation der Antikörper im Blut. Der behandelnde Arzt muss eine Erkrankung an das zuständige Gesundheitsamt melden.

Da die Krankheit nicht direkt behandelt werden kann, werden nur die Symptome therapiert. Bei leichtem Krankheitsverlauf kann der Betroffenen zuhause gepflegt werden, wobei Bettruhe und ausreichend Flüssigkeitszufuhr wichtig sind. Treten Lähmungserscheinungen auf, muss das Kind in jedem Fall von einem Arzt untersucht werden, eine Behandlung im Krankenhaus ist in diesem Fall wahrscheinlich, da es zu gefährlichen Schluck- oder Atemlähmungen kommen kann.

Gibt es eine Vorsorge gegen Kinderlähmung?

Das österreichische Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt die Impfung gegen Kinderlähmung. Diese sieht einen Impfstoff mit abgetöteten Polio-Viren vor, durch den ein Schutz über zehn Jahre aufgebaut wird. Dazu muss die Impfung jedoch mehrmals wiederholt werden.

Bereits Kindern ab dem dritten Lebensmonat kann der Impfstoff zum ersten Mal verabreicht werden, dies passiert meist im Rahmen der vorgesehenen Vorsorge-Untersuchungen beim Kinderarzt. Vier bis acht Wochen darauf erfolgt die zweite Teilimpfung, nach weiteren sechs bis 12 Monaten erhält das Kind die dritte Impfung. Danach werden regelmäßige Auffrischungsimpfungen im Abstand von jeweils zehn Jahren empfohlen. Dies gilt vor allem dann, wenn Reisen in Regionen geplant sind, in denen die Infektionskrankheit bislang nicht ausgerottet werden konnte, wie Afrika und Asien.

Die früher angewandte orale Impfung wird seit 2002 in Österreich nicht mehr praktiziert, da als seltene Nebenwirkung (1 Fall bei 890.000 Erstimpfungen) eine Polio-Lähmung auftreten kann. Im Falle einer Einschleppung der Erkrankung kann laut österreichischem Impfplan eine Sonderregelungen für eine orale Impfung getroffen werden.

Bei der heute üblichen Impfung sind dagegen bis auf mögliche leichte Irritationen bei der Einstichstelle keine Nebenwirkungen zu erwarten. Da der Impfstoff geringe Mengen von Neomycin enthält, sollten Personen mit starker Neomycinallergie jedoch unter Schutz eines Antihistaminikums oder mit einstündiger Nachbeobachtung geimpft werden, empfiehlt man beim Wiener Zentrum für Reisemedizin.

Ein neuer Impfstoff soll einen noch besseren Schutz bieten und damit maßgeblich zur weltweiten Ausrottung der Krankheit beitragen. WHO-Wissenschafter haben den Impfstoff bereit in Indien getestet, wie im Herbst 2010 bekannt gegeben wurde. Dort zeigte sich laut einem Bericht der BBC, dass gegenüber dem bisherigen Impfstoff scheinbar ein um 30 Prozent besserer Schutz erreicht werden konnte. In Indien ging die Zahl der Polio-Erkrankungen nicht zuletzt aufgrund von Impfkampagnen weiter zurück. Wurden im Jahr 2009 noch 464 Fälle gezählt, waren es bis Herbst 2010 erst 39.

Ob und wann der neue Impfstoff weltweit verbreitet wird, ist bislang nicht bekannt. Die Kosten würden sich nicht erhöhen, auch die Art der Verabreichung bliebe gleich.

Neben der Impfung sind auch allgemeine Hygienemaßnahmen wichtig, um vor allem bei Reisen in betroffene Länder das Risiko einer Übertragung zu minimieren.

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