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H1N1 Schweinegrippe – Impfung bei Kindern

Seit einigen Monaten steht das Thema „Schweinegrippe“ im Mittelpunkt der internationalen Medienberichterstattung. Die rasche Verbreitung, aber auch die teils widersprüchlichen Berichte über den Verlauf der Krankheit haben für weltweite Aufmerksamkeit und zugleich Unsicherheit gesorgt. Viele Eltern wiegen deshalb die Vor- und Nachteile einer Impfung ab, die seit einiger Zeit auch in Österreich möglich ist.

Was ist die „Neue Grippe“?

Bei der Influenza A (H1N1), die als Schweinegrippe, Neue Grippe oder auch Nordamerikanische oder Mexikanische Grippe bezeichnet wird, handelt es sich um eine hoch ansteckende, akute Virusinfektion der Atemwege, die aber meistens mild verläuft und bereits weltweit auftritt.

Ärztin H1N1Der Erreger ist eine bislang unbekannte Variante des Influenza-Subtyps H1N1. Den Namen Schweinegrippe bekam diese Krankheit, da es bei Schweinen ebenfalls eine Grippe des Influenzavirus Typ A gibt (Schweineinfluenza), die unter anderem den Subtyp H1N1 aufweist. Der Virusstamm der Neuen Grippe unterscheidet sich jedoch von diesem H1N1-Virus. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO gibt es bislang auch keine Beweise dafür, dass die Neue Grippe von Tieren auf Menschen übertragen wird. Ihr tatsächlicher Ursprung ist noch unbekannt.

Die Influenza A (H1N1) wird von Mensch zu Mensch und in erster Linie durch Tröpfcheninfektion übertragen, also beim Sprechen, Niesen oder Husten. Der Erreger kann aber auch durch verunreinigte Gegenstände weitergegeben werden. Der Verzehr von Schweinefleisch ist dagegen unbedenklich. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) vergehen zwischen einem und vier Tagen.

Wer ist besonders betroffen?

Bisher wurde beobachtet, dass vor allem zehn- bis 45-Jährige an der Neuen Grippe erkranken, grundsätzlich kann sich aber jeder Mensch anstecken. Bei einigen Risikogruppen ist erhöhte Vorsicht geboten, da es zu einem schwereren Verlauf der Krankheit und in schlimmsten Fall zu Lebensgefahr kommen kann.

Dazu zählen laut dem österreichischen Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Menschen im Alter von sechs Monaten bis 49 Jahren, die unter einer chronischen Erkrankung wie Lungen-, Herz-, Leber-, Nieren- oder Stoffwechselerkrankungen, neurologische Erkrankungen, Störungen des Immunsystems oder Krebserkrankungen leiden sowie Schwangere ab der 15. Schwangerschaftswoche. Mehr als die Hälfte jener Patienten, die aufgrund der Neuen Grippe im Krankenhaus behandelt werden mussten, hatten laut WHO bereits eine chronische Erkrankung oder ein schwaches Immunsystem.

Welche Symptome zeigen sich?

Die Symptome der Neuen Grippe ähneln jenen der normalen saisonalen Grippe. Eine Unterscheidung ist nur durch einen Rachenabstrich und anschließenden Laborbefund möglich.

    Folgende Symptome sind typisch für die Influenza A(H1N1):
  • Krankheitsgefühl tritt plötzlich ein
  • Fieber über 38°C
  • Husten
  • Halsschmerzen und Schnupfen
  • Muskel- Glieder- und/oder Kopfschmerzen
  • manchmal Magen-Darm-Probleme (Durchfall und Erbrechen)

Atembeschwerden oder Kurzatmigkeit können schon erste Anzeichen für eine Erkrankung sein. Stellt man Grippesymptome an sich oder seinem Kind fest, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Welche Medikamente für die Behandlung eingesetzt werden, entscheidet der behandelnde Arzt. Oft werden antivirale Mittel wie Tamiflu verabreicht, die WHO berichtet aber auch von eine hohen Anzahl an Fällen, in denen Patienten ohne Medikamente wieder gesund werden.

Egal ob jung oder alt, wer an der Neuen Grippe erkrankt ist, sollte diese zu Hause auskurieren. Viel Ruhe und ausreichende Flüssigkeitszufuhr tragen zu einer baldigen Besserung bei. Gegen Schmerzen können mildernde Mittel eingenommen werden, bei Kindern und Jugendlichen sollte jedoch wegen dem Risiko des Red-Eye-Syndroms auf Aspirin verzichtet werden. Treten unerwartet Komplikationen auf, muss ein Arzt hinzugezogen werden. Bei einem milden Verlauf kann der Patient dagegen schon nach rund einer Woche wieder zur Schule oder Arbeit gehen.

Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, sollten Erkrankte Abstand zu anderen Menschen halten, öffentliche Verkehrsmittel, große Menschenansammlungen und den Kontakt zu Schwangeren oder chronisch Kranken meiden und auf Begrüßungsgesten wie Küssen oder Händeschütteln verzichten. Beim Niesen oder Husten ist es außerdem angebracht, sich ein Taschentuch vor das Gesicht zu halten, oder zur Not in den Jackenärmel zu husten, in jedem Fall sollte man sich von anderen Personen weg drehen.

Kann ich mich und mein Kind vor der „Neuen Grippe“ schützen?

Für die Neue Grippe gelten ähnliche Vorsorgemaßnahmen wie für die saisonale Grippe. Einerseits wird Risikogruppen empfohlen sich impfen zu lassen, andererseits raten nationale und internationale Gesundheitsbehörden zu einfachen Hygienemaßnahmen, um das Ansteckungsrisiko zu vermindern: Regelmäßiges Händewaschen mit warmen Wasser und Seife, vor allem wenn es zu einem Kontakt mit Erkrankten gekommen ist oder man an vielfrequentierten Orten wie in öffentlichen Verkehrsmitteln war. In Apotheken sind Desinfektionsmittel für die Hände (Tücher oder Gel) erhältlich, die ebenfalls verwendet werden können. Ungewaschene Hände sollten nicht mit Augen, Nase oder Mund in Berührung kommen.

Räume sollten mehrmals täglich gelüftet werden, das Immunsystem kann außerdem durch ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung und körperliche Betätigung gestärkt werden. In die Umsetzung all dieser Maßnahmen sollten Eltern auch ihre Kinder mit einbeziehen.

Vor allem Risikogruppen sollten den Kontakt zu Erkrankten meiden. Ist dies nicht möglich, etwa weil sich Eltern um ihr krankes Kind kümmern, kann man Schutzmasken verwenden, die in Apotheken erhältlich sind. Ansonsten wird das Tragen dieser Masken in Österreich derzeit nicht empfohlen. Auf keinen Fall sollten antivirale Medikamente vorsorglich eingenommen werden.

A (H1N1)-Impfung

Nach einer ersten Impfaktion für medizinisches Personal, können sich seit 9. November 2009 alle Österreicher gegen die Influenza A (H1N1) impfen lassen. Die Impfung ist freiwillig und auch schon für Kinder ab sechs Monaten sowie für Schwangere möglich. Das BMG empfiehlt sie n erster Linie für Risikogruppen sowie Betreuungspersonen von Kindern unter einem halben Jahr, die unter einer chronischen Krankheit leiden. Die Impfung gegen die saisonale Grippe schützt nicht vor der Neuen Grippe.

Die Immunisierung besteht aus zwei Teilimpfungen, die in einem Abstand von mindestens drei Wochen erfolgen. Erst danach ist der volle Impfschutz gewährleistet, wobei auch bei dieser Impfung nicht garantiert werden kann, dass keine Erkrankung erfolgt. Studienergebnisse zeigen aber, dass rund 70-80 Prozent der Geimpften geschützt sind.

Der in Österreich eingesetzte Impfstoff „Celvapan“ ist seit Anfang Oktober in Europa zugelassen und enthält keine Wirkstoffverstärker, Konservierungsmittel oder Nanopartikel. Nach der Impfung können Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, erhöhte Temperatur oder in seltenen Fällen Allergien auf Inhaltsstoffe auftreten.

Da die Neue Grippe von der WHO als Pandemie eingestuft wurde, kommen die österreichischen Krankenversicherungen für die Impfkosten auf. Wer sich impfen lassen möchte zahlt nur die Rezeptgebühr von 4,90 Euro. Die Impfungen werden in den Bezirkshauptmannschaften, Gesundheitsämtern oder den Außenstellen der Krankenkassen durchgeführt, in Tirol und Vorarlberg außerdem bei Hausärzten.

Bisheriger Verlauf der Neuen Grippe

Die ersten Fälle der Influenza A (H1N1) wurden Ende April 2009 in Mexiko gemeldet, innerhalb weniger Tage wurden auch die ersten Krankheitsfälle in den USA und kurz darauf in Europa und anderen Kontinenten verzeichnet. Innerhalb von zwei Wochen verbreitet sich die Virusinfektion auf 20 Länder, nach weiteren 14 Tagen waren es bereits 46 Länder und über 12.500 Erkrankte. Mitte Juni stuft die WHO die Neue Grippe schließlich als Pandemie ein, damit wird eine Infektionskrankheit bezeichnet, die auf mehreren Kontinenten bzw. weltweit auftritt.

In Österreich wurde der erste Krankheitsfall schon Ende April gemeldet, erst Anfang Juni kamen weitere Erkrankte hinzu. Bis November 2009 gab es insgesamt drei Todesfälle in Österreich, nach Schätzungen des BMG waren Ende des Monats insgesamt 35.000 bis 40.000 Menschen im Land an der Neuen Grippe erkrankt. Der rasche Anstieg ist vor allem durch den Beginn der alljährlichen Grippesaison bedingt. Der weitere Verlauf ist schwer abzuschätzen, der Höhepunkt der Erkrankungen wird im Dezember oder Jänner erwartet.

Laut WHO wurden Ende November mehr als 622.480 bestätigte Krankheitsfälle in 207 Ländern registriert – die tatsächliche Zahl liegt vermutlich deutlich höher - zugleich wurden bis dahin weltweit 7.800 Todesfälle verzeichnet, davon rund 650 innerhalb der Europäischen Union.

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