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Sprachentwicklung

Sie beginnt mit einem Schrei bei der Geburt und führt in den folgenden Monaten und Jahren über einen rasanten Lernprozess, an dessen Ende meist das problemlose Sprechen steht. Die Sprachentwicklung im Kindesalter hängt von vielen Faktoren ab und kann von Eltern aktiv unterstützt werden.

Junge mit cooler Brille und Haube blättert vor einer Ziegelmauer in einem Buch

Spracherwerb

Im Alter von ein bis zwei Jahren sprechen Kinder ihre ersten Worte. Die eigentliche sprachliche Entwicklung auf Grundlage der Interaktion mit der Umwelt erfolgt aber bereits viel früher. Denn Kinder können andere Menschen schon verstehen, bevor sie selbst sprechen, und kommunizieren bereits als Neugeborene durch nonverbale Kommunikation. Wie schnell ein Kind eine Sprache erlernt, kann jedoch nicht beeinflusst werden.

Für den Spracherwerb im Kindesalter müssen laut der Pädagogin Dr. Anja Leist-Villis einige grundlegende Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu zählen die sensorische Integration, eine sprachanregende Umgebung, in der Interaktion und Kommunikation mit anderen stattfinden sowie ein behütetes Umfeld, in dem sich das Kind geborgen fühlt und sich frei entwickeln kann.

Neben den bereits erwähnten Voraussetzungen erfolgt das Erlernen von Sprache einerseits durch Nachahmung, angeborene Mechanismen, Interaktion und Erfahrung, wie aus verschiedenen Spracherwerbstheorien hervorgeht.

Schon im Säuglingsalter stellen Schreien und andere Geräusche, die das Kind von sich gibt wichtige und notwendige Schritte beim Training der Stimme dar. Motorik zur Nachahmung von Mimik und Gestik sowie Sehen und Hören bilden weitere wichtige Voraussetzung für den Spracherwerb und dienen ebenfalls der leichteren Nachahmung und so dem Lernen.

Stufen der Sprachentwicklung (kann je nach Kind abweichen)

  • 0 Monate: Schreien
  • 2 Monate Lallen, Gurgel- und Sprudellaute
  • 4 Monate: erste Silben, Vokallaute kommen hinzu
  • 6 Monate: Silben werden aneinander gereiht
  • 9 Monate: beginnendes Sprachverständnis, Babysprache
  • 1 Jahr: viele Laute, Lallen, doppelte Silben werden aneinandergereiht, z.B. Papa, Mama
  • 1 1/2 Jahre: erste Laute werden gezielt eingesetzt, um Worte zu bilden, z.B. Ball; Sätze mit einem Wort schon möglich
  • 2 Jahre: Sätze mit zwei oder drei Wörtern schon möglich, Wortschatz erweitert sich auf ca. 50 Worte
  • 2 1/2 Jahre: Viele weitere Worte werden in Wortschatz aufgenommen, Sätze mit mehreren Worten, grammatikalisch noch nicht richtig
  • 3 Jahre: einfache Sätze werden richtig gesprochen; Fragesätze, erste Nebensätze werden gebildet, selbstgespräche bzw. Gespräche mit Spielzeug
  • 4 Jahre: Laute der Muttersprache werden bis auf schwierige Laute (z.B. sch) schon beherrscht, Sätze werden länger; Mehrzahlbildungen
  • 5 Jahre: Farben oder Körperteile werden richtig benannt, Satzbildung meist schon richtig – mit vier oder fünf Wörtern, Haupt- und Nebensätze gebildet
  • 6 Jahre: Grammatik wird richtig beherrscht, Nacherzählungen, Geschichten erzählen möglich, Lesen und Schreiben wird interessant

Sprachförderung

Im richtigen Umfeld erwerben gesunde Kinder ihre Sprachfähigkeit quasi von selbst, denn das Erlernen der Muttersprache findet intuitiv, in Interaktion mit der Umwelt, statt. Eltern und Pädagogen können unterstützend in den Spracherwerbsprozess einwirken, indem sie die Rolle sprachlicher Vorbilder übernehmen und möglichst viele Gespräche mit ihren Kindern führen und zwar von Geburt an.

Gespräche sollten in verschiedenen Situationen angeregt und das Kind aktiv darin involviert werden. Die Sprache wird also aktiv in den Alltag eingebunden, dazu zählen auch das Vorlesen von Geschichten, das Singen von Liedern oder gemeinsame „Sprachspiele“.

Andererseits sollten Erwachsene für Kinder stets Vorbilder sein – auch in Sachen Sprache. Wer selbst Freude an Sprache hat und auf seine Wortwahl und Sprachaktivität achtet, wird auch das Kind zum Sprechen motivieren. Fehler sollten stets indirekt ausgebessert werden, ein direktes Hinweisen auf falsche Grammatik oder Satzstellungen würde eher demotivierend wirken.

Junge mit cooler Brille und Haube blättert vor einer Ziegelmauer in einem Buch

Bildergeschichten

Zudem kann der Spracherwerb auf spielerischer Ebene gefördert werden, etwa durch den Gebrauch von Bildergeschichten. Indem diese ohne Worte auskommen, motivieren sie Kinder zur individuellen sprachlichen Mitgestaltung. Die Kleinen werden dazu angeregt mit zu erzählen und erweitern damit automatisch ihren Wortschatz sowie ihren Grammatikaufbau.

Systematisch eingesetzt tragen sie dazu bei, Kinder im Erlernen umfangreicherer Erzählmuster zu unterstützen. Je öfter Eltern oder Pädagogen Bildergeschichten mit Kindern ansehen, desto selbstständiger werden diese bei der eigenen sprachlichen Gestaltung der Geschichten.

Probleme bei der Sprachentwicklung

Die Logopädie beschäftigt sich mit angeborenen oder erworbenen Beeinträchtigungen der Sprache und Kommunikation und kann in allen Altersgruppen zum Einsatz kommen. Logopäden diagnostizieren und behandeln im Rahmen ihrer Tätigkeit ebenso Beeinträchtigungen der Atmung, des Schluckens, der Stimmgebung, der Mundfunktionen und des Hörvermögens.

Ob eine Spracherwerbsstörungen und damit die Notwendigkeit einer logopädischen Behandlung vorliegt, kann an mehreren Symptomen festgemacht werden: In der Kindheit kann eine logopädische Therapie bereits ab der Geburt etwa bei Ess- oder Trinkproblemen oder bei Behinderungen angewendet werden. Darüber hinaus werden Logopäden bei kindlichen Sprach- und Sprechstörungen oder Sprachentwicklungsstörungen hinzugezogen. Dazu zählen verspäteter Sprechbeginn, Aussprachstörungen, fehlerhafte Satzbildungen und Grammatik, Probleme beim Verstehen von Sprache, Wortfindungsstörungen oder im Gespräch mit Gleichaltrigen.

Im Kindesalter hilft Logopädie aber auch bei Stimmstörungen wie ständiger Heiserkeit, bei myofunktionellen Störungen wie falschen Schluckgewohnheiten oder Fehlfunktionen der Kau- und Gesichtsmuskulatur oder Les-, Schreib- oder Rechenstörungen sowie bei Stottern, Hörstörungen oder näselnder Aussprache.

Unterstützend kann Logopädie außerdem unabhängig vom Alter der Betroffenen bei Autismus, Sprechverweigerung, neuropsychologischen Störungen oder Mehrfachbehinderungen eingesetzt werden. 

Im Gegensatz zur einfachen Sprachförderung, bei der die sprachlichen Kompetenzen erhöht und eine verlangsamte Entwicklung gesteigert werden sollen, geht es bei der logopädischen Therapie um konkrete Störungen des Spracherwerbs. Bereits ab dem Alter von zwei Jahren können Logopäden Sprachentwicklungsverzögerungen und Spracherwerbsstörungen unterscheiden.

Im Rahmen einer logopädischen Therapie werden sowohl medizinische, soziale als auch pädagogische Aspekte berücksichtigt. Die Therapie wird stets an die individuellen Bedürfnisse des betroffenen Kindes angepasst. Je früher eine Behandlung erfolgt, umso größer sind die Chancen auf gute Erfolge. Sprachförderung kann dabei unterstützend zur logopädischen Behandlung eingesetzt werden.

Im Rahmen einer logopädischen Untersuchung werden sämtliche Funktionen und Möglichkeiten der menschlichen Kommunikation begutachtet. Voraussetzungen für den Sprach- und Sprecherwerb, die Atem- und Stimmbildung sowie für die Nahrungsaufnahme werden abgeklärt und auf deren Basis eine abgestimmte Therapie geplant.

Logopädische Übungen können je nach Fördergebiet sehr unterschiedlich ausfallen und beginnen bei Übungen für Zunge und Lippen und gehen bis zu Aussprachübungen mit verschiedenen Hilfsmitteln. Die Übungen werden meist beim Logopäden gelernt und können zuhause oder unterwegs mit den Eltern wiederholt werden.

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