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Nestwärme durch Pucken

Im Mutterleib erfährt ein Baby monatelang Wärme, Enge und Geborgenheit. Pucken ist eine spezielle Einwickel-Technik, die Säuglingen dieses Gefühl auch nach der Geburt vermitteln soll. Auf diese Weise können beispielsweise häufiges Schreien und Schlafprobleme bei den Neugeborenen vermindert werden. Hierzu wurde mit dem Pucken eine uralte Wickelpraxis wiederentdeckt und angepasst.

Seit einigen Jahren sprechen immer mehr Eltern ihre Hebammen auf die Puck-Einwickel-Technik an. Pucken bedeutet ein Baby eng in ein Tuch oder eine Decke zu schnüren, so dass es die kleinen Arme und Beine kaum oder gar nicht bewegen kann. Allerdings ist dies keine neue Erfindung: In vielen Kulturen wurden und werden Säuglinge seit Jahrhunderten gepuckt.

Das historische Pucken

Pucken war jahrhundertelang die typische Bekleidung für Neugeborene und Kleinkinder. Die Säuglinge wurden dabei fest in eine oder mehrere Lagen Stoff gewickelt, um ein gerades Wachstum zu fördern und Verletzungen vorzubeugen. Diese Überlegungen sind inzwischen überholt: Heute ist unumstritten, dass Babies auch gerade wachsen, wenn sie nicht in die richtige Form gepresst werden. Dennoch wurde das Pucken vor einigen Jahren wiederentdeckt und dem heutigen Kenntnistand angepasst. Gepuckt wird nun, um dem Kind ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit zu vermitteln und unkontrollierte Arm- und Bein-Reflexe, welche das Baby erschrecken, zu vermeiden. Pucken kam historisch nicht nur in unseren Breitengraden, sondern in den verschiedensten Regionen vor und wird in diesen zum Teil bis heute praktiziert – etwa in einer Reihe östlicher Kulturen oder bei verschiedenen Naturvölkern.

Babys pucken

Wie funktioniert Pucken?

Die Puck-Technik ist im Grunde genommen simpel: Der Säugling wird auf ein Tuch oder eine Decke gelegt und diese eng um ihn geschlungen. Die Arme sind auf diese Weise eng am Körper des Neugeborenen fixiert. Je nach Technik wird der Kopf dabei ebenfalls miteingepuckt – freilich ohne das Gesicht des Babies – oder ausgespart. Variationen gibt es auch was die Beinfreiheit anbelangt: Die Füßchen des Säuglings sind entweder eng eingeschnürt oder etwas lockerer umwickelt.

Beim Pucken hängt allerdings viel von der korrekten Durchführung der Technik ab. Aus diesem Grund ist es am besten, sich das Pucken von einer Fachkraft – etwa der Hebamme – zeigen zu lassen, anstatt auf autodidaktisches Lernen zu vertrauen. Entscheidend ist dabei, wie eng ein Kind gepuckt wird: Beim zu festen Pucken sind körperliche Schäden nicht ausgeschlossen, beim zu losen – und diesen Fehler begehen die meisten Anfänger – bleiben die Vorteile des Puckens aus.

Vorteile des Puckens

Eltern pucken heutzutage hauptsächlich aus zweierlei Gründen. Zum einen vermittelt die enge Umschlingung dem gepuckten Baby ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme, welches es an die Zeit im Mutterleib vor allem aus dem Gedächtnis der Körpersensorik erinnert. Dies führt dazu, dass der Säugling ruhiger wird und leichter ein- bzw. auch mal durchschläft. Auch lässt sich beobachten, dass es gepuckten Babies leichter fällt, in Rückenlage zu schlafen – und damit in einer Position in der die Wahrscheinlichkeit des plötzlichen Kindstods geringer ist als etwa in der Bauchlage. Die Wärmewirkung kann darüber hinaus Blähungen, wie sie bei kleinen Kindern häufig vorkommen, lindern.

Babys pucken Desweiteren werden durch die Fixierung der Arme und Beine reflexhafte Bewegungen des Babies unterbunden. Eine solche ist etwa der Moro-Reflex, der auftritt wenn ein Säugling erschrickt. Dabei streckt das Kind die Arme vom Körper weg und öffnet die Hände, wobei es heftig einatmet. Beim folgenden Ausatmen zieht es die Arme wieder an und formt die Hände zu Fäusten. Entwicklungsgeschichtlich dient dieser Reflex kleinen Säugetieren dazu, sich bei Gefahr im Fell der Mutter festzukrallen. Dieser und andere Zuck-Reflexe erschrecken Babies allerdings oft selbst – so dass sie schreien oder aufwachen. Gepuckte Kinder schlafen aus diesem Grund besser durch und weinen weniger häufig.

Pucken: Wann und wann nicht?

So viele Vorteile das Pucken bietet – manche Kinder mögen es einfach nicht. Wenn ein gepucktes Baby sich sichtlich unwohl fühlt oder viel schreit, wird auf die Puck-Technik besser verzichtet. Nicht gepuckt werden sollte auch:

  • Wenn ein Säugling an einer Hüftdysplasie leidet
  • Wenn ein Kind Fieber hat, da Hitzestau droht
  • Das Gesichtsfeld des Kindes – um eine problemlose Atmung zu gewährleisten
  • Im Zweifelsfall sollte vor dem Pucken immer der Kinderarzt / die Kinderärztin befragt werden, ob, wie fest und mit welcher Technik ein Baby gepuckt werden darf
  • Wird zu spät mit dem Pucken begonnen, nehmen es viele Kinder nicht mehr an – und sollten auch nicht dazu gezwungen werden
  • Nie zu heiß pucken – da der Hitzestau einen plötzlichen Kindstod verursachen kann

Hebammen empfehlen das Pucken meist für neugeborene bis etwa drei Monate alte Kinder, denn zu diesem Zeitpunkt ist das Nervensystem des Babies so ausgereift, dass der Moro-Reflex verschwindet. Danach empfiehlt es sich, das Pucken langsam abzugewöhnen – beispielsweise nach und nach seltener oder lockerer zu pucken.

Welche Stoffe eignen sich zum Pucken?

Zum Pucken eignen sich Decken oder Tücher aus atmungsaktiven Naturmaterialien, etwa Wolle oder Baumwolle. Wie warm ein Kind gepuckt wird, hängt von der Tages- und Jahreszeit sowie der individuellen Konstitution des Babies ab. Als Unterwäsche bietet sich nur eine Windel oder ein dünnes Hemdchen an. Auf diese Weise kann das gepuckte Baby seine eigene Haut spüren was das Wohlichkeits-Gefühl verstärkt. Um ein Auskühlen zu verhindern, ist es also besser das gepuckte Kind mit einer zusätzlichen Decke oder einem Schlafsack zu umhüllen, als ihm unter dem Puck mehr anzuziehen. Allerdings sollte das Kind auf keinen Fall zu warm eingewickelt werden. Sehr heiße Stoffe, wie etwa Daunendecken, bieten sich daher nicht für das Pucken an.

Eltern die sich das Pucken vereinfachen möchten, können im Handel auch sogenannte Pucksäcke erwerben. Diese sind mit Klettverschlüssen oder Schlaufen versehen und individuell verstellbar. Bisweilen werden allerdings gewöhnliche oder etwas engere Schlafsäcke unter dem Trendlabel ‚Pucksack‘ verkauft. Ein echter Pucksack ist jedoch immer fest zusammenschnürbar und nie ärmellos. Preisgekrönt wurde etwa der für rund 20 Euro angebotene ‚SwaddleMe‘.

Obwohl die Technik des Puckens dem Säugling eine zusätzliche Portion Nestwärme mit auf den Weg gibt, ist sie keineswegs ein Ersatz für das kindliche Bedürfnis nach menschlicher Nähe. Eltern sollten daher unbedingt auch ihr gepucktes Kind immer wieder kuscheln und herzen!

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