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Die Ergebnisse der Trageumfrage 2023 für Deutschland, Österreich und die Schweiz
Im Mai 2023 startete die zweite Ausgabe der Trageumfrage, die von FOKUS KIND Medien, Die Trageschule® Österreich und Schweiz und dem artgerecht-projekt erstellt wurde. Bis August 2023 wurden spannende Erfahrungen rund ums Tragen von Schwangeren und deren Partner*innen sowie Eltern, die bereits Kinder haben, aus Österreich, Deutschland und der Schweiz gesammelt. Insgesamt haben 7.094 Menschen teilgenommen. Thema der diesjährigen Umfrage war „Tragen & Bindung“ - mit dem Ziel herauszufinden, wie Eltern Tragehilfen und Tragetücher im Alltag nutzen, ab wann getragen wird und wo gewisse Herausforderung liegen.
Tragen fördert die Bindung
Die Hälfte aller Umfrageteilnehmenden (52,6%) sieht im Bindungsaufbau das Hauptmotiv fürs Tragen der eigenen Kinder. Bindung wird mehrheitlich mithilfe von Tragen mit Tragehilfen (95,5%) und Stillen (91,2%) hergestellt. Es hat sich aber auch gezeigt, dass im Alltag noch weitere Aspekte im Vordergrund stehen. Eltern schätzen die Flexibilität (54 %) sowie das schnelle Beruhigen (86,7%) und Einschlafen ihres Kindes (83,7%). Michaela Lehner, Expertin von Die Trageschule ® Österreich und Schweiz, fasst die Ergebnisse zusammen: „Die Trageumfrage 2023 hat uns einen tieferen Einblick in das Thema "Bindung und Tragen" gegeben, wir haben erfahren, wie wichtig Eltern das Tragen in diesem Zusammenhang ist und welche Fragestellungen noch mehr Beachtung brauchen. Das bringt wertvolle Erkenntnisse für uns Trageberater:innen, wie wir unsere Angebote noch besser anpassen und auszuweiten können. Die Trageschule® ist froh, wieder Teil des Teams gewesen zu sein und dankbar für die gute Zusammenarbeit."
Spannenderweise zeigen die Ergebnisse auch, dass Tragen bei der Hälfte aller Familien als Alternative zum Körperkontakt genutzt wird (Stillen der Männer, Aufteilung der Rollen). Auch schwangere Erstgebärende und deren Partner*innen geben an, dass sie ihr Kind mit einer Tragehilfe tragen möchten (97,8%). Konkrete Pläne für die Anschaffung einer Trage oder eines Tragetuches gibt es bei etwa der Hälfte dieses Personensegments: Sie möchten eine Tragehilfe im dritten Trimester oder kurz nach der Geburt im Wochenbett kaufen. Besonders beliebt (ca.45 %) sind Halfbuckle-Tragen (Hüftgurt wird mit Schnalle oder Klett verschlossen, Schulterträger werden gebunden) oder Fullbuckle-Tragen (Hüft- und Schultergurt werden mit einer Schnalle geschlossen).
Von Anfang an
Mit dem Tragen wird üblicherweise schon sehr früh begonnen, da vor allem die ersten Monate und Lebensjahre für den Bindungsaufbau essenziell sind. Das zeigt auch die Trageumfrage. Die meisten Eltern tragen ab Geburt oder beginnen damit innerhalb der ersten zwei Monate (47,6%). Die Tragedauer dieser Gruppe liegt bei maximal bis zum 12.- 18. Lebensmonat. Jede Familie soll so lange tragen, wie Eltern und Kind es wollen – darin sind sich 81,6% aller Befragten einig.
Im Rahmen der Umfrage 2023 wurde auch das Trageverhalten der Eltern beleuchtet. Der überwiegende Teil aller Mütter (75%) gibt an, dass sie ihr Kind überwiegend selbst tragen, ein Viertel berichtet davon, sich mit dem*der Partner*in abzuwechseln (ausgeglichene Verhältnisse innerhalb der Elternbeziehung). Es gibt natürlich Mütter, die nicht tragen. Dafür werden sowohl gesundheitliche Gründe (z.B. Kaiserschnitt) oder partnerschaftliche Gleichstellungsgedanken angegeben (Mutter stillt, Partner*in trägt). Mütter schätzen sich im Umgang mit dem Erkennen von Bedürfnissen sicherer als ihre Partner* innen (55,5 % vs. 16,3%). Gefragt wurde auch, warum der*die andere Partner*in nicht trägt. Zeitmangel wurde als überwiegender Grund genannt (73,2%). Seltener kamen folgende Nennungen: „Fühlt sich dabei nicht wohl“ (19,2%) oder „Kind wollte nicht von Partner*in getragen werden“ (12,5%).
Herausforderungen beim Tragen
Informationen zur passenden Trage, unterschiedlichen Modellen und Trageweisen werden von 86,9% der Studienteilnehmer*innen bei markenunabhängigen Trageberater*innen eingeholt. Besonders wichtig ist den Eltern dabei, dass die Berater*innen über eine fundierte Ausbildung bei einer Trageschule verfügen (79%). Die Mehrheit der Eltern (94,8%) fühlt sich von der Gesellschaft nicht unter Druck gesetzt, ihr Kind mit Tragehilfe zu tragen. Bedenken gibt es für die Hälfte der befragten Eltern nicht. Ein Viertel gibt Unklarheiten bei der Handhabe der Trage an, ebenso ein Viertel sorgt sich vor Fehlhaltungen des Kindes. Dass der permanente Körperkontakt (Tragen, Co-Sleeping, Stillen usw.) durchaus auch herausfordernd sein kann, geben etwa zwei Drittel aller Eltern an.
Die Trageumfrage 2023
Die Trageumfrage 2023 ist ein gemeinsames Projekt von Stefan Eipeltauer und Barbara Brischar (FOKUS KIND Medien), Michaela Lehner (Die Trageschule® Österreich und Schweiz) sowie Nicola Schmidt (artgerecht-projekt). In Kooperation wurde das Studiendesign erstellt, die technische Umsetzung erfolgte durch FOKUS KIND Medien. Möglich wurde das Projekt durch die finanzielle Unterstützung der Tragehersteller*innen Hoppediz, Fellhof und Ergobaby. Die Umfrage wurde bis auf die optionale Eingabemöglichkeit einer E-Mail-Adresse anonym durchgeführt. Als Dankeschön wurde unter den teilnehmenden Personen neun Tragen der mitwirkenden HerstellerInnen verlost.
Alle Ergebnisse auf der Website www.trageumfrage.com allen Interessierten kostenlos zum Download zur Verfügung.
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