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Babyzeichensprache

Kommunikation zwischen Eltern und Kindern kann schon stattfinden, bevor der Nachwuchs zu sprechen beginnt. Möglich wird dies durch Babyzeichensprache, auch Babyhandzeichen oder Baby Signs genannt. Diese eignet sich nicht nur für gehörlose oder hörbehinderte, sondern auch für alle anderen Kinder.

Baby zeigt mit den Fingern der Mutter Zeichen

Diese Art der gebärdensprachlichen, nonverbalen Kommunikation erleichtert nicht nur die Verständigung und bezieht das Kind vermehrt in den Alltag ein, sondern kann auch stärkend auf die Beziehung zwischen Eltern und Kindern wirken. Sie besteht größtenteils aus Symbolen, die den Gebärdensprachen des jeweiligen Sprachraumes entlehnt wurden und zumeist vereinfacht oder verkürzt dargestellt werden, um sie den Fähigkeiten der Kinder anzupassen.

Entwickelt wurde die Babyzeichensprache bereits in den 1980er Jahren in den USA. Erst Ende der 1990er wurden jedoch die ersten Kurse für Eltern und Kinder angeboten. Mittlerweile gilt die Babyzeichensprache in den USA als weit verbreitet und gehört schon fast zum Standardrepertoire kleiner Kinder.

Früh übt sich

Die Babyzeichensprache eignet sich für Kinder, die bereit sind zu kommunizieren, ohne noch über ausreichende sprachliche Fähigkeiten zu verfügen. Etwa ab dem sechsten Lebensmonat ist das Kind fähig, seine Bedürfnisse mittels Gesten auszudrücken, da in diesem Alter die Handmotorik ausreichend entwickelt ist. Wann ein Baby tatsächlich vorgezeigte Gebärden wiedergeben kann, ist jedoch von Kind zu Kind unterschiedlich. Im Durchschnitt schaffen Kinder dies zwischen dem 7. und 10. Lebensmonat.

Möchten Eltern ihrem Kind die Babyzeichensprache beibringen, sollten sie deshalb einfach ab einem bestimmten Zeitpunkt damit beginnen und abwarten, ob das Kind mitmacht oder nicht. Bei einigen Babys kann es Wochen, bei anderen Monate dauern, bis die ersten Zeichen selbstständig und aktiv gezeigt werden. Je jünger das Kind beim Einstieg in die Babyzeichensprache ist, desto länger wird es für einzelne Gesten brauchen.

Selbst Kinder, die schon erste Wörter sprechen, können die Zeichensprache jedoch noch erlernen, da sie immer noch nicht das vollständige Vokabular erfasst haben und so Sprachlücken überbrücken können.

Die Babyzeichensprache ersetzt jedoch nicht die normale Lautsprache. Im Gegenteil, sie sollte ergänzend dazu eingesetzt werden. Eltern, die ihrem Kind die Babyzeichensprache lernen, sollten deshalb zur lautsprachlichen Kommunikation gleichzeitig die entsprechenden Zeichen einsetzen, sodass das Kind eine Verbindung zwischen beiden herstellen kann. Die Bedeutung der gesprochenen Sprache wird in diesem Sinne noch unterstützt.Das Ziel ist demnach nicht die Perfektion der Babyzeichensprache, sondern immer das vollständige Erlernen der gesprochenen Sprache, betont man beim Informationsportal babyzeichensprache.com.

Sobald das Kind auch sprechen kann, wird es Zeichensprache und gesprochene Worte erst parallel benutzen, nach und nach die Gebärden aber weglassen, bis es schließlich nur noch spricht.

Symbole lernen

Mittlerweile gibt es auch in Österreich eigene Kurse, die ein breites Vokabular an Babygebärden vermitteln. Neben vorgegebenen Zeichen können Eltern aber auch ihre eigenen Gesten entwickeln. Zu Beginn werden die Zeichen einfach in die normale Kommunikation mit dem Kind eingebunden. Das Baby sollte jedoch nicht überfordert werden. Man beginnt mit einem Zeichen, wendet das Kind dieses richtig an, kann die nächste Gebärde folgen.

Ein einfaches und oft unbewusst beigebrachtes Babyhandzeichen ist das Winken als Symbol der Verabschiedung. Am Beginn des Lernprozesses sollten jene Worte stehen, die die wichtigsten Bedürfnisse des Babys symbolisieren, rät man bei Babyzeichensprache.com. Dazu zählen unter anderem „Trinken“ oder „Essen“. Folgende andere Gebärden werden oft benötigt und können unter anderem auf diese Art umgesetzt werden:

  • Bitte – in die Hände klatschen
  • Essen – Hand geschlossen zum Mund führen
  • Mehr – mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf die geöffnete Handfläche der linken Hand zeigen
  • Trinken/Milch – Handflächen in der Luft öffnen und schließen (ähnlich wie beim Melken)
  • Schnuller – ausgestreckten Zeigefinger zum Mund führen
  • Schlafen/müde– Kopf in die geöffnete Handfläche legen

Wichtig ist, dass das Kind immer Spaß bei der Sache hat. Um das Erlernen der Babyzeichensprache zu erleichtern, sollten die einzelnen Symbole oft wiederholt und das Kind bei richtigen Ausführungen gelobt und ermuntert werden. Am einfachsten ist es, die Gebärden vor, während und nach einem Ereignis zu zeigen, etwa wenn das Kind etwas trinken möchte, gerade trinkt und nachdem es getrunken hat. Zu beachten bleibt außerdem, dass die Kinder die Zeichen nicht sofort klar erkennbar nachmachen, sondern oft nur die Grundbewegung andeuten.

Die Babyzeichensprache ist für Kinder mit Sprachverzögerungen bzw. -störungen, Down Syndrom, Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oder anderen Beeinträchtigungen geeignet.

Vermutete Vorteile

Über tatsächliche und vermutete Vorteile der Babygebärdensprache konnte bislang keine Einigung unter Wissenschaftern und Pädagogen erzielt werden. Einige Studien legen nahe, dass Kinder, die von schwerhörigen oder gehörlosen Eltern mit Laut- und Gebärdensprache aufgezogen werden, im Alter von 24 Monaten gleich lange oder längere Sätze sprechen können wie 27 bis 28 Monate alte Kinder ebenfalls hörbehinderter Menschen. Im Alter von drei Jahren entspricht ihr Sprachvermögen bereits jenem eines knapp vierjährigen Kindes, das nur lautsprachlich aufwächst.

Indem das Baby schon früh seine Bedürfnisse ausdrücken kann, lebe es zudem ausgeglichener und zufriedener, die sozial-emotionale als auch die Intelligenz-Entwicklung profitiere. Man vermutet darüber hinaus, dass Trotzanfälle durch das Erlernen der Babyzeichensprache verringert werden, weil sich die Kinder leichter mitteilen können und so das Frustpotential geringer ist.

Da es sein kann, dass ältere Kinder ihr gebärdensprachlichen Fähigkeiten wieder entdecken wenn ein jüngeres Geschwisterchen die Babyzeichensprache lernt, nimmt man auch eine Stärkung der Geschwisterbindung an.

Kritik

Doch nicht überall ist man von den Effekten der Babyzeichensprache überzeugt. Eine Studie, die an der University of Ottawa im Auftrag des Canadian Language and Literacy Research Networks durchgeführt wurde, nahm sämtliche Babygebärden-Untersuchungen aus den Jahren 1980 bis 2003 unter die Lupe. Das Ergebnis: Alle wiesen methodische Mängel auf, die eine wissenschaftlich fundierte Aussage nicht möglich machten. Demnach wurden die jeweiligen Ergebnisse bereits durch den Studienaufbau vorherbestimmt.

Erfolge von Babyzeichensprache seien insgesamt nicht leicht nachzuweisen, sind sich Wissenschafter auch heute noch einig. Unklar sei vor allem, ob die intensivere verbale Kommunikation und damit Aufmerksamkeit oder die Zeichen die sprachliche Entwicklung beeinflussen, wird Kathy Hirsh-Pasek, Leiterin des Kindersprachlabors der Temple University in Philadelphia in einem Artikel der Zeitung FAZ zitiert. Fest steht nur, dass vor allem Aufmerksamkeit zur positiven Entwicklung der Kinder beiträgt.

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Kommentar von Daniela Karuza |

Seit etwa 1 Jahr organisiert Baby.Sprach.Club Eltern-Kind-Gruppen zum Thema österreichische Babyzeichensprache für hörende Kleinkinder. Es werden ausgewählte Zeichen der Österreichischen Gebärdensprache in spielerischer Form und pädagogisch aufbereitet vermittelt.