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Abstillen

Stillen ist nicht nur eine Füttermethode, sondern eine ganz besondere Form der Mutter-Kind-Beziehung. Abstillen bedeutet diese Symbiose zu verabschieden. Wann der Zeitpunkt für diesen Abschied gekommen ist, sollten die Mutter oder das Kind und nicht die Babynahrungsindustrie und gesellschaftliche Leitbilder entscheiden. Ein langsames, sanftes Abstillen bietet dabei viele Vorteile.

Der richtige Zeitpunkt

Mutter und Sohn schlafen

Zum Stillen gehören immer zwei: Die Mutter und das Kind. Die beiden bestimmen demensprechend auch den Zeitpunkt des Abstillens. Viele Kinder möchten ab einem bestimmten Alter einfach nicht mehr gestillt werden – und stillen sich damit quasi von selbst ab. Mütter, die diesen Moment abwarten und ihr Kind derart ‚natürlich‘ abstillen möchten, sollten sich nicht scheuen, dies auch zu tun. Untersuchungen zufolge schadet eine lange Stillzeit dem Kind nicht, sondern ist – ganz im Gegenteil – sogar in vielerlei Hinsicht förderlich für die kindliche Entwicklung. Wenn eine Mutter aber nicht mehr stillen möchte, sollte sie sich nicht zwingen damit fortzufahren. Besser wählt sie einen Zeitpunkt aus, an dem sie beginnt den Säugling abzustillen. Ein langsames, sanftes Abstillen eignet sich hierbei besser als ein abrupter Stopp (siehe unten).

Experten raten dazu, Babies in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich zu stillen und danach mit dem Füttern von Beikost zu beginnen – denn ab diesem Zeitpunkt reicht die Muttermilch den meisten Kindern als Energie- und Nährstofflieferant nicht mehr aus. Das bedeutet aber nicht, dass ab diesem Alter auf das Stillen vollständig verzichtet werden muss. Auch neben der Beikost darf noch gestillt werden, was von vielerlei Seite sogar empfohlen wird.

Statistiken aus Österreich zeigen, dass hierzulande und heutzutage Mütter jedoch – aus medizinischer Sicht – tendenziell zu früh abstillen. Ein Grund hierfür liegt sicherlich auch in der Werbe-Präsenz der Babynahrungsindustrie, welche ein wirtschaftliches Interesse daran hat, ein frühes Abstillen anzuregen um das eigene Produktsortiment der Babynahrung früh an das Kind zu bekommen. Desweiteren werden in unserer Alltagswelt Mütter, die ihr Kind lange oder beispielsweise auch in der Öffentlichkeit stillen, gesellschaftlich oftmals ‚schief angesehen‘.

Problematisch ist auch ein Mangel an Beratung, welcher bewirkt, dass viele Frauen aus Unwissenheit abstillen, obwohl es gar nicht notwendig wäre. So besteht etwa bei Eintreten einer neuen Schwangerschaft, bei Einsetzen der Menstruation oder beim Zahnen des Säuglings kein kategorisches Stillverbot wie oftmals angenommen. Ebenfalls selten ein Grund zum Abstillen ist eine Brustentzündung der Mutter – ganz im Gegenteil kann der Still-Stopp eine solche Entzündung sogar verschlimmern, wenn er zu einer Überfüllung der Brust führt. Im Zweifelsfalls sollte in den genannten Fällen immer individuell mit dem Arzt/der Ärztin oder einem Stillberater/einer Stillberaterin besprochen werden, ob ein Abstillen von Nöten ist. Dies gilt insbesondere, wenn die Mutter krank ist und/oder Medikamente einnehmen muss, wobei auch dies kein genereller Grund zum Abstillen ist, da es eine Reihe von stillverträglichen Arzneimitteln gibt.

Mutter und Sohn stillen

Sanftes Abstillen

Experten raten dazu, mit dem Stillen sanft und langsam aufzuhören, denn ein abruptes Abstillen kann für Kind und Mutter emotional belastend und im schlimmsten Fall traumatisierend sein. Desweiteren hat der Körper der Frau bei einem rapiden Still-Stopp nicht genug Zeit, die Milchproduktion anzupassen. Die führt zu einer Überfüllung der Brust, welche oftmals von Schmerzen und Brustentzündungen begleitet wird. Um sanft abzustillen, eignen sich die folgenden Empfehlungen:

  • Zu Beginn etwa eine Stilleinheit alle 2-3 Tage durch Flaschennahrung oder Beikost ersetzen und nach und nach immer mehr Mahlzeiten umstellen. Dabei gilt es zu beachten, dass Babies in der Regel erst ab einem Alter von sechs Monaten feste Nahrung wie Babybrei und erst ab einem Alter von einem Jahr Kuhmilch (hier gilt es auf eventuelle Intoleranzen zu achten) zu sich nehmen können. Davor eignen sich abgepumpte Mutter- oder angerührte Säuglingsmilch für das Zufüttern.
  • Nach und nach die Länge des Stillens verringern (beispielsweise von 6 auf 4 und dann auf 2 Minuten) und die Mahlzeiten altersabhängig ergänzen.
  • Wenn die Mutter nur noch gelegentlich stillt, kann sie auch versuchen eine Stillmahlzeit hinauszuschieben und das Baby in der Zwischenzeit abzulenken oder anderweitig zu füttern.
  • Die meisten Säuglinge verzichten nur sehr ungern auf das Stillen vor dem Schlafengehen. Daher bietet es sich an, diese Mahlzeit als letztes umzustellen.
  • Den Wegfall der körperlichen und emotionalen Nähe des Stillens durch andere Formen von Aufmerksamkeit ersetzen – etwa Kuscheln, Vorlesen oder gemeinsames Singen.
  • Abstillen ist eine einschneidende Veränderung für das Kind. Aus diesem Grund ist es auch ungünstig, wenn der Zeitpunkt des Abstillens mit einem weiteren großen Umbruch – wie einem Wohnungswechsel – zusammenfällt, da sich viele Kinder hiervon überfordert fühlen.
  • Wenn die Brust doch einmal schmerzen sollte, bietet es sich an, etwas Milch abzupumpen.
  • Will das Abstillen einfach nicht funktionieren, ist es oft sinnvoll ein paar Wochen später einen neuen Versuch zu wagen.

In seltenen Fällen, etwa wenn gesundheitliche Gründe vorliegen, ist ein langsames Abstillen nicht möglich und ein abrupter Still-Stopp von Nöten. Dann empfiehlt es sich, Kontakt zu einem Stillberater/einer Stillberaterin aufzunehmen, um das Abstillen für Mutter und Kind so problemlos wie möglich zu gestalten.

Das Zufüttern von Brei

Beim sanften Abstillen werden wie beschrieben immer mehr Stillmahlzeiten durch andere Nahrungsformen ersetzt oder ergänzt. Zugefüttert werden kann abgepumpte Muttermilch, angerührte Säuglingsmilch oder – ab dem Alter von circa 6 Monaten – auch feste Nahrung. Die Zeit des Abstillens geht daher meist mit dem Heranführen an Babybrei einher.

Den ersten Brei essen Babies durchschnittlich im Alter von einem halben Jahr, da dann die Muttermilch nicht mehr ausreicht, um ihren Nährstoffbedarf zu stillen. Wenn ein Säugling anderen Menschen interessiert beim Essen zuschaut und dabei seinen Mund bewegt ist es Zeit, die ersten Fütterungsversuche zu starten. Diese finden am besten vor dem Stillen statt, da das Kind dann hungrig und neugierig ist. Anfangs isst das Baby wahrscheinlich nur ein paar Löffel voll und wird daher anschließend zusätzlich gestillt.

Die Umstellung auf feste Nahrung ist ein einschneidendes Erlebnis für das Kind: Es muss erst lernen zu essen anstatt zu trinken und mit einem Löffel gefüttert zu werden anstatt an der Brust zu saugen. Zum Füttern von fester Nahrung eignet sich ein stabiler, abgerundeter Plastiklöffel, keinesfalls jedoch eine Flasche. Am besten wird das Kind schon im Vorfeld mit dem Löffel vertraut gemacht, etwa indem die Mutter im Spiel ein Stofftier füttert oder das Baby den Löffel mit allen Sinnen erforschen darf. Auch kann es hilfreich sein, dem Kind vorbereitend Flüssigkeiten wie Wasser oder Tee mit dem Löffel zu füttern.

Auch die Nahrung selbst gilt es positiv zu besetzen, darum sollte das Kind ruhig kleckern und anfassen dürfen. Aus diesem Grund wird für das Füttern des Kindes am besten ausreichend Zeit eingeplant. Der Löffel wird hierbei vor den Mund des Kindes gehalten, bis es diesen öffnet. Falls das nicht von allein geschieht, kann die Mutter etwas Nahrung auf die Lippen des Kindes geben. Wenn das Baby den Brei anfangs ausspuckt, bedeutet das nicht, dass er ihm nicht schmeckt, sondern dass es das Essen mit einem Löffel noch nicht gelernt hat. Mit ein wenig Geduld wird das Kind sich aber schnell daran gewöhnen. Nimmt das Baby die neue Füttermethode nicht an, ist es auch hier oft hilfreich, nach ein paar Tagen einen neuen Versuch zu starten.

Wie man aus diesem Artikel gut herauslesen kann, ist vor allem ein entspannter Zugang zum Thema „Abstillen“ wichtig. Zwei Menschen, ihre Emotionen und Bedürfnisse und viele andere Dinge sind an diesem Prozess beteiligt, der sorgsam abgeglichen werden sollte.

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