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Der Trend zum Kaiserschnitt
In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Anzahl der operativen Entbindungen in Österreich beinahe verdoppelt: Mittlerweile kommt jedes vierte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass lediglich bei zehn Prozent aller durchgeführten Kaiserschnitte eine hinreichende medizinische Begründung zu Grunde liegt. Doch wie erklären sich die restlichen fünfzehn Prozent der jüngst erhobenen Quote?
Der folgende Artikel erklärt zum Teil detailliert wie dieser operative Eingriff vorgenommen wird, dabei müssen wir auch im Sinne guter Information Dinge beschreiben die nicht unbedingt schön zu lesen, jedoch medizinischer Alltag sind. Dies möchten wir hier nur vorausschicken. Eine interessante Debatte zum Thema finden Sie auf der Webseite Babyforum.at: Kaiserschnitt oder natürliche Geburt.
Stichwort „Wunschkaiserschnitt“
Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden, blicken der Geburt verständlicherweise oft etwas unsicher entgegen. Vor allem die zu erwartenden Schmerzen während des natürlichen Geburtsvorgangs lösen bei werdenden Müttern Angstgefühle aus. Die Vorstellung einer schmerzfreien Geburt erscheint natürlich äußerst verlockend – lediglich ein kleiner Schnitt, und das Baby ist da. Dank moderner Betäubungsverfahren alles völlig schmerzfrei. Sogar der Zeitpunkt der Entbindung kann selbst bestimmt werden.
All dies ist möglich, wenn sich die werdende Mutter für einen so genannten „Wunschkaiserschnitt“ entscheidet, also einen Eingriff, der nicht auf medizinischer Notwendigkeit, sondern allein auf Präferenzen der Mutter basiert.
Immer mehr Schwangere ziehen diese Art der Entbindung einer natürlichen Geburt vor, indem sie sich auf die eben genannten Gründe berufen. Von Seiten der Mediziner kommen nur selten Einwände, da ein Kaiserschnitt im Vergleich zu einer vaginalen Geburt deutlich zeitsparender ist. Doch wann ist ein Kaiserschnitt wirklich notwendig?
Medizinische Notwendigkeit eines Kaiserschnitts
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Chance auf einen guten Geburtsausgang bei einer gesunden Frau unter geeigneten Voraussetzungen (das Kind befindet sich in Längslage und die Wehen können spontan beginnen) bei 95 Prozent liegen.
Besteht die Notwendigkeit für eine operative Entbindung, unterscheidet man zwischen einem primären und einem sekundären Kaiserschnitt. In vielen Fällen kann bereits im Rahmen der gynäkologischen Schwangerschaftsuntersuchungen festgestellt werden, ob die Geburt auf natürlichem Wege stattfinden soll oder nicht. Kommt der Arzt zu dem Entschluss, dass das Kind nicht vaginal entbunden werden kann, sondern operativ geholt werden muss, spricht man von einem primären Kaiserschnitt. In diesem Fall wird der Eingriff vorzeitig geplant und zu einem festgesetzten Termin durchgeführt.
- Ein Kaiserschnitt ist oft notwendig wenn
- die werdende Mutter Mehrlinge erwartet
- das Baby sich nicht in der Längslage befindet, sondern quer im Bauch der Mutter liegt
- der Mutterkuchen vor dem Gebärmutterausgang liegt und diesen versperrt (Plazenta praevia totalis)
- ein Verdacht auf ein Missverhältnis zwischen der Größe des Kindes und dem mütterlichem Becken besteht
- spezielle Vorerkrankungen der Mutter (z. B. schwere Wirbelsäulenverletzungen) oder des Kindes (z. B. Bauchdeckendefekte bestehen
- wenn die Mutter an Infektionskrankheiten im Genitalbereich (zB Herpes) leidet. Diese könnten bei einer vaginalen Geburt auf das Baby übertragen werden.
Hat die Geburt bereits begonnen (dh. die Fruchtblaße ist gesprungen und die Wehen haben eingesetzt), spricht man von einem sekundären Kaiserschnitt.
- Indikationen hierfür sind ua.
- Geburtsstillstand auf Grund einer mangelnden Drehung des kindlichen Kopfes
- kindliche Herztonveränderungen
- Probleme mit der Nabelschnur (wenn sie sich zB um den Hals des Kindes wickelt)
- Kindslagen, die die Geburt schwierig bis unmöglich machen (zB das Baby rutscht nicht in den Geburtskanal, da sich der Muttermund nicht weit genug öffnet)
Was passiert während eines Kaiserschnitts?
Während des Eingriffs wird die Bauchdecke mit einem quer verlaufenden Schnitt geöffnet und das Baby aus dem Bauch der Mutter geholt. Die Schnittführung verläuft entweder zwischen Nabel und Schambein oder parallel zum Schambein an der Schamhaargrenze (so genannter Bikinischnitt). Um die Blase zu entleeren, wird ein Katheter gelegt, per Infusion erfolgt die Verabreichung von Schmerzmitteln.
In den meisten Fällen erfolgt der Kaiserschnitt unter einer Epidural- oder Spinalanästhesie, die werdende Mutter ist während des gesamten Vorgangs bei Bewusstsein und kann sofort nach der Geburt ihr Baby in die Arme schließen. Wenn die Entscheidung für einen Kaiserschnitt kurzfristig fällt oder Komplikationen bei der Geburt auftreten, wird wahrscheinlich eine Vollnarkose durchgeführt. Oft werden auch Regionalanästhesien (so genannte „Kreuzstiche“) angewendet. Der Eingriff an sich dauert nur wenige Minuten. Nachdem das Baby entbunden ist, wird die Plazenta entfernt, gleich im Anschluss wird die Wunde vernäht.
Als eine der fortschrittlichsten Kaiserschnittmethoden gilt der sogenannte "sanfte Kaiserschnitt" (auch Misgav-Ladach-Technik genannt). Dabei wird einige Zentimeter über dem Schambein ein sehr kleiner Schnitt gesetzt und die Öffnung nur mit den Fingern auf die richtige Größe erweitert. Dadurch reißt das Gewebe entlang der Muskelfasern, sodass weniger starke Blutungen entstehen und die Operationswunde schneller und mit geringeren Schmerzen heilt.
Die Zeit nach dem Kaiserschnitt
Nach der Operation kann es bei der frisch gebackenen Mutter aufgrund der so genannten „Harnflut“ (über 48 - 72 Stunden nach der Entbindung kommt es zu einer Wasserausscheidung von bis zu vier Litern am Tag) zu stärkeren Kreislaufproblemen kommen, dies ist zwar unangenehm, aus medizinischer Sicht jedoch unbedenklich. Die Dauer des stationären Aufenthaltes hängt vom Verlauf der Entbindung ab, ist diese ohne Komplikationen vor sich gegangen, können Mutter und Baby meist nach sechs Tagen entlassen werden.
Im Gegensatz zu früher besteht bei ca. 60 Prozent der Frauen auch nach einem Kaiserschnitt die Möglichkeit auf eine natürliche Geburt, allerdings sollte mit dem Beginn einer weiteren Schwangerschaft ein Jahr gewartet werden.
Welche Risiken bestehen bei einem Kaiserschnitt?
Zu den häufigsten Komplikationen während bzw. nach einem Kaiserschnitt gehören Infektionen, Blutungen und Blasenverletzungen. n seltenen Fällen kann es zu einem Weiterreißen der Einschnittwunde kommen, was im schlimmsten Fall zu Zerreißungen der Gebärmutterwand sowie der Scheide und der Gebärmuttergefäße führt. Risse lassen sich in jedoch fast immer nähen. Generell birgt der Kaiserschnitt heutzutage aufgrund stetig verbesserter Operationstechniken sowohl für die Mutter als auch das Baby ein sehr geringes Risiko.
Welche Auswirkungen hat ein Kaiserschnitt auf das Baby?
Kaiserschnitt-Gegner argumentieren, dass durch den Eingriff vorübergehende postnatalen Adaptionsprobleme beim Kind auftreten können. Dabei kommt es zu einer verminderten Herzfrequenz und Atemstörungen, da der nötige Impuls zum atmen fehlt. In der Regel dauert dies jedoch nicht länger als einige Minuten, manchmal muss das Kind vorübergehend überwacht werden.
Als weiterer Nachteil wird der Verzicht auf das emotionale Geburtserlebnis genannt. Bei einer natürlichen Geburt erfolgt die Ausschüttung von Glückshormonen, die zu einer intensiven Mutter-Kind Beziehungen beitragen (sog. „Bonding“). Darüber hinaus wird über ein erhöhtes Allergierisiko bei Kaiserschnitt-Kindern diskutiert, wofür jedoch stichhaltige medizinische Statistiken und Belege derzeit noch fehlen.
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Kommentar von SabrinaR |
Nen Kaiserschnitt sollte man nur in Betracht ziehen, wenn es wirklich notwendig ist.