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Nahrungsergänzungsmittel für Kinder im Test

Hundertausende Kinder in Deutschland udn Österreich bekommen Nahrungsergänzungsmittel. Bunt verpackt, als Bonbon, als Saft oder in Form von Bärchen suggerieren Produkte, dass sie Kinder gesund halten sollen. Ob die Versorgung mit Nährstoffen tatsächlich erforderlich ist und ob die Produkte halten, was sie versprechen – das haben sich die Expert*innen von Stiftung Warentest angesehen.

Nahrungsergänzungsmittel für Kinder im Test

Empfohlene Tagesmenge wird oft überschritten

Insgesamt wurden 18 Nahrungsergänzungsmittel, die sich speziell an Kinder und Familien richten, von den Konsumentenschützer*innen unter die Lupe genommen. Ziel war es, herauszufinden ob die Hersteller die wissenschaftlich empfohlenen Mengen für Kinder und entsprechende Regeln in ihren Werbebotschaften einhalten. Außerdem suchten die Tester*innen nach medizinischen Belegen zur tatsächlichen Wirkung der Produkte.

Welche Produkte sind mangelhaft?

Das Ergebnis des Nahrungsergänzungsmitteltests ist alarmierend. Von 18 Produkten für Kinder und Jugendliche müssen 17 als mangelhaft eingestuft werden. Nur ein Produkt (Abtei Kinder Vitamin D3) weist keine Mängel auf. 15 Präparate überschreiten mit der vom Anbieter angegebenen Tagesdosis die wissenschaftlich empfohlenen Mengen.

In fünf Produkten ist in der Kinderdosis mehr Vitamin A enthalten als für Erwachsene empfohlen wird. Bei Doppelherz (für ab 7-Jährige) und Easyvit sogar doppelt so viel (jeweils 400 mg). Laut Expert*innen brauchen Kinder jedoch kein Vitamin A, auch Erwachsene sollten bei der Einnahme vorsichtig sein. Bei einer Überdosierung kann es zu Kopfschmerzen und Problemen mit der Haut, den Knochen oder der Leber kommen.

Ebenfalls kritisch gesehen ist der Stoff Kupfer, der in einem Ergänzungsmittel für Kinder beigesetzt ist. Von der Einnahme von Kupfer im Kindesalter wird abgeraten. Wird zu viel aufgenommen, kann das Übelkeit, Erbrechen oder Leberschäden zur Folge haben.

In den restlichen Nahrungsergänzungsmitteln überschreiten die Inhaltsstoffe ebenfalls die vorgegebenen Werte: allerdings geht man davon aus, dass eine Mehraufnahme dieser Stoffe für Kinder nicht so kritisch ist. Langzeitfolgen können jedoch nicht ganz ausgeschlossen werden.

Gut zu wissen: Die Nahrungsergänzungsmittelverordnung regelt die Höchstmengen für Inhaltsstoffe nur sehr notdürftig. Hersteller können und sollten sich jedoch an den wissenschaftlichen Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) orientieren.

Tipps von der Ernährungsexpertin

Das Fazit der Tester*innen ist eindeutig: Alle Nahrungsergänzungsmittel für Kinder sind überflüssig, von fünf Präparaten wird dezidiert abgeraten. Grundsätzlich ist der Nachwuchs in Deutschland gut versorgt. Das bestätigt auch Silke Restemeyer, Ernährungswissenschaftlerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): „Die meisten Kinder in Deutschland sind ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt.“

Wenn ein Kind sich altersgerecht entwickelt, aufgeweckt ist und ein Normalgewicht auf die Waage bringt, ist ein Mangel an Nährstoffen eher unwahrscheinlich. Das heißt jedoch nicht, dass eine gesunde Ernährung für Eltern nicht oft genug eine Herausforderung darstellt. Toast mit Marmelade, Wurstbrot und Nudeln mit Butter sind schließlich in gewissen Phasen überaus beliebte Nahrungsmittel. Wenn diese Phasen dann über Wochen andauern, helfen folgende Tipps:

  • Entspannt mit dem Thema Essen umgehen und den Kindern ein gutes Vorbild sein. Wenn Mama und Papa einen ausgeglichenen Zugang zur Ernährung haben und den Kindern immer wieder gesunde Nahrungsmittel angeboten werden, ist damit schon einmal viel gewonnen.
  • Nicht so schnell aufgeben. Manche Lebensmittel müssen Kindern bis zu zehn Mal angeboten werden, dann greifen sie erst zu.
  • Mundgerechte Stücke, Sticks oder lustige Formen wie Sternchen sind bei Kindern besonders beliebt. Obst und Gemüse in mundgerechte Stücke schneiden und immer wieder anbieten.
  • Verpackungskünstler: Nicht so beliebte Gemüsesorten wie Brokkoli oder Spinat können ganz einfach in Bratlingen, Fleischlaibchen oder Eintöpfen versteckt werden. Tipp: Gemüse pürieren, dann fällt es den Kindern nicht auf.
  • Keinen Stress bei wenig Zeit: Wenn im Alltag einmal nicht ausreichend Zeit ist, um selbst zu kochen, ist das kein Problem. Vollkornbrot, Dinkelbrötchen, Käsewürfel und Karottenstangen oder Cocktailtomaten sind perfekte gesunde Snacks.
  • Besteht ein Verdacht auf einen Nährstoffmangel beim Kind, sollte der erste Weg zur*m Kinderärzt*in führen. Er*sie kann beurteilen, ob weitere Untersuchungen oder Tests erforderlich sind.

Fazit von Stiftung Warentest

Die Tester*innen zeigen sich vom Ergebnis alarmiert. Die Hersteller vermarkten und verkaufen Produkte an Eltern, die Kinder im Grunde gar nicht brauchen. Bunte Verpackungen, Farben und lustige Sprüche suggerieren, dass diese Produkte zur Gesundheit des Kindes beitragen sollen. Tatsächlich sind sie jedoch überflüssig und enthalten oft höhere Tagesmengen als wissenschaftlich empfohlen.

Stiftung Warentest unterstreicht die Forderung an die EU, Nahrungsergänzungsmittel strenger zu regulieren und entsprechende Höchstmengen für Stoffe festzulegen.

Alle Testergebnisse im Detail unter www.test.de

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