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Herzfehler bei Kindern

Herzfehler sind die die am häufigsten vorkommende angeborene Fehlbildung bei Kindern. Die Diagnose kann manchmal schon während der Schwangerschaft gestellt werden, oftmals sind die Eltern aber erst kurz nach der Geburt ihres Kindes mit diesem Befund konfrontiert.

Für Eltern ist das Wissen über eine Herzfehlbildung ihres Kindes zu Beginn meist schwer zu verkraften. Doch die Medizin ist heute soweit, dass viele Herzfehler bereits erfolgreich behandelt werden können und die Kinder trotz des schweren Starts in das Leben, ohne wesentliche Einschränkungen groß werden können.

Welche Ursachen haben angeborene Herzfehler?

Kind und Ärztin

Angeborene Herzfehler entstehen durch eine Entwicklungsstörung des Herzens im Mutterleib, erklärt der österreichische Kinder- und Jugendfacharzt Dr. Peter Voitl. Unter 1.000 Neugeborenen leiden acht bis zehn an einem Herzfehler, in Österreich sind davon jährlich rund 800 Säuglinge betroffen.

Die Fehlbildung entsteht meist schon in einer frühen Entwicklungsphase des Kindes, die tatsächliche Ursache dafür bleibt aber meist ungeklärt. In 80 Prozent der Fälle kann kein konkreter Auslöser festgestellt werden. Bei acht Prozent der betroffenen Kinder wird die Fehlentwicklung einem Gendefekt zugeschrieben, nur sehr selten sind Viruserkrankungen, bestimmte Medikamente, Drogen oder zu hoher Alkoholkonsum während der Schwangerschaft die Ursache.

Ein erhöhtes Risiko besteht, wenn Eltern selbst unter einem Herzfehler leiden bzw. gelitten haben. Hat ein Paar bereits ein Kind mit einem Herzfehler bekommen, ist die Chance, dass ein nachkommendes Geschwisterchen ebenfalls daran leidet, jedoch gering. Laut Kinderarzt Voitl kommt ein weiteres Kind mit problematischen Eigenheiten des Herzens nur in zwei bis fünf Prozent der betroffenen Familien vor.

Die Arten der Herzfehler sind vielfältig. Laut den Ärzten des Kinder-Herz-Zentrums Linz kommen folgende Probleme am häufigsten vor:

  • Ventrikelseptumdefekt (VSD): Wird am öftesten diagnostiziert, rund ein Fünftel aller angeborenen Herzfehler fallen darunter. Bei einem VSD besteht ein Loch in der Scheidewand zwischen linker und rechter Herzkammer, durch das – je nach Größe – Blut von der linken in die rechte Kammer und von dort in Lunge fließen kann
  • Aortenklappenstenose (AS)
  • Vorhofscheidewanddefekt (ASD)
  • Atrioventrikulärer Kanal (AV-Kanal)
  • Fallot´sche Tetralogie
  • Hypoplastisches Linksherzsyndrom (HLHS)
  • Isthmusstenose der Aorta (ISTHA)
  • Persistierender Ductus arteriosus Botalli (PDA)
  • Persistierendes Foramen ovale (PFO)
  • Pulmonalklappenstenose
  • Transposition der großen Arterien (TGA)

Neben angeborenen Herzfehlern können Kinder (aber ebenso Erwachsene) unter Herzrhythmusstörungen leiden. Diese stellen Abweichungen von der normalen Aktivität des Herzens dar, wobei es zu einer Störung des Herzschlagrhythmus oder der Frequenz kommen kann. Man unterscheidet zwischen bradykarden (Herz schlägt zu langsam) oder tachykarden (Herz schlägt zu schnell) Störungen. Bei Kindern können Herzrhythmusstörungen oft nach einer Herzoperation auftreten, selten betreffen sie gesunde Kinder.

Kind und Ärztin

Wie kann man Herzfehler erkennen?

Bei Säuglingen können Herzfehler schon ab der 16. Schwangerschaftswoche per Ultraschalluntersuchung festgestellt werden, verlässliche Ergebnisse sind allerdings erst ab der 20. Woche zu haben. Vor allem besonders schwere Anomalien können schon im Mutterleib erkannt werden.

In den meisten Fällen wird die Diagnose aber erst nach der Geburt gestellt, wobei dies schon kurz nachher oder erst Tage, Wochen bzw. sogar Jahre später passieren kann. Viele Herzfehler werden entdeckt, weil bei der Erstuntersuchung oder in den Wochen nach der Geburt Herzgeräusche beim Abhören des Kindes festgestellt und deshalb weitere Untersuchungen angeordnet werden.

Nicht immer äußern sich Herzfehler durch sichtbare Symptome, bei geringen Fehlbildungen kann es sein, dass gar keine Auffälligkeiten sichtbar werden. Andere betroffene Kinder haben Atem- oder Trinkbeschwerden, einen schnelleren Herzschlag, eine schnelle und angestrengte Atmung, schwitzen leicht oder ermüden schnell, entwickeln sich schlechter bzw. langsamer als Gleichaltrige oder leiden unter Blausucht (Zyanose), was sich unter anderem in blauen Lippen oder Fingernägeln äußert.

Der behandelnde Arzt wird bei Verdacht auf einen Herzfehler die Herztöne des Kindes abhören und weitere Untersuchungen vornehmen. Dazu zählen ein Herz-EKG, eventuell ein Langzeit- oder Belastungs-EKG, Herzultraschall sowie Röntgen- oder Laboruntersuchungen. Bei komplizierten Fehlbildungen kann auch eine Herzkatheter-Untersuchung notwendig sein, die zugleich zur Behandlung bestimmter Anomalien genutzt wird.

Die ersten Symptome von Herzrhythmusstörungen wie Herzstolpern oder Herzrasen werde oft nicht erkannt oder nicht wahrgenommen. Herzstolpern macht sich erst durch mehrmalige Wiederholungen bemerkbar, hinzu kommen können Schwindel, Übelkeit oder ein Druckgefühl in der Brust.

Wie werden Herzfehler behandelt?

Kind und Ärztin

Herzfehler müssen in jedem Fall behandelt werden. Ohne medizinische Versorgung verstirbt ein Viertel der betroffenen Kinder leider noch in den ersten Monaten und 60 Prozent innerhalb des ersten Lebensjahres, so die Experten der Kinderkardiologe in Graz. Nur zehn bis 15 Prozent der Kinder erreichen ohne Behandlung das frühe Erwachsenenalter.

Die Behandlung unterscheidet sich je nach Schweregrad und Art des Herzfehlers, in den meisten Fällen ist jedoch eine Operation notwendig. Ein Ventrikelseptumdefekt (VSD), der nur einen kleinen Defekt darstellt, kann im ersten Lebensjahr ohne Operation aus- bzw. zusammenwachsen. Ist der Defekt schwerwiegender, ist jedoch eine Operation notwendig. Die Eingriffe können und müssen bei vielen Herzfehlern schon im ersten oder zweiten Lebensjahr durchgeführt werden.

Leidet ein Kind unter Herzrhythmusstörungen helfen meist Medikamente, sofern das Herz zu schnell schlägt. Ist es zu langsam kann auch das Einsetzen eines Herzschrittmachers notwendig werden. Die Operation dauert nur eine Stunde und das Kind kann nach einigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, erläutern die Ärzte der Kinderkardiologie in Graz. Die Batterien des Herzschrittmachers müssen bei kleinen Kindern alle drei, bei älteren alle zehn Jahre ausgetauscht werden.

Heilungschancen und Entwicklung der betroffenen Kinder

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein betroffenes Kind nach einer Behandlung vollkommen gesund wird, sind je nach Art der Herzerkrankung unterschiedlich. Viele Kinder können dank einer Operation ein vollkommen normales Leben führen, andere haben keine wesentlichen Einschränkungen und ein kleiner Teil hat aufgrund des Schweregrades des Herzfehlers auch auf lange Sicht mit Beschwerden zu rechnen und sollte sich etwa nicht körperlicher Belastung aussetzen. Kinder mit Herzschrittmachern müssen in den meisten Fällen keine Einschränkungen befürchten.

Was die Entwicklung von Kindern mit Herzfehlern angeht, kann es sein, dass sie sich langsamer entwickeln als gesunde Kinder. Nach einem korrigierenden Eingriff holen viele Heranswachsende das Versäumte jedoch innerhalb weniger Monate auf, vor allem dann, wenn der Eingriff möglichst früh durchgeführt wurde. Bei einigen Kindern können nach einer Operation weiterhin Einschränkungen in der Entwicklung vorliegen.

Die betroffenen Kinder können bei gutem Gesundheitszustand wie alle anderen in ihrem Alter in den Kindergarten und die Schule gehen, betont der österreichische Verein Herzkinder, der Anlaufstelle für betroffene Familien ist. Ob beim Schulsport gewisse Einschränkungen gelten müssen oder nicht, kann mit dem Arzt besprochen werden. Viele erfolgreich operierte Kinder können aber ohne Probleme Schul- und Freizeitsport machen.

Selbst wegen Kinderkrankheiten muss man sich keine Sorgen machen, da diese zwar Kinder mit Herzfehlern stärker belasten, ihr Gesundheitssystem dadurch aber wichtige Abwehrkräfte entwickelt. Impfungen können und sollen ebenfalls wie bei anderen Kindern durchgeführt werden, dabei sollte man sich jedoch vorab immer mit dem behandelnden Arzt beraten.

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