(Kommentare: 0)
Das Immunsystem bei Kindern
Viele Eltern haben das Gefühl, dass ihr Nachwuchs von einer Erkältung in die nächste gerät. Kaum ist im Kindergarten ein Kind krank, klagt auch das eigene bald über Beschwerden. Tatsächlich sind kleine Kinder wesentlich öfter krank als Erwachsene. Dies kann für die Betroffenen zwar beschwerlich sein, ist aber gleichzeitig auch für die spätere Gesundheit des Kindes wichtiger als man annehmen möchte.
Das Immunsystem von Kindern muss erst eigene Antikörper gegen die verschiedenen Erreger aufbauen, mit jeder Erkrankung lernt es also dazu. Im Laufe der Jahre baut das körpereigene Immunsystem auf diesem Weg eine zunehmend bessere Abwehr auf, wodurch die Zahl der leichten Erkrankungen mit steigendem Alter der Kinder zurück geht. Da zusätzlich jedoch verschiedene andere Faktoren auf das Immunsystem einwirken, kann es bei gleichaltrigen Kindern auch zu großen gesundheitlichen Unterschieden kommen.
Das Immunsystem bei Neugeborenen
Schon während der Schwangerschaft entwickelt sich die Körperabwehr des Ungeborenen. Ab dem vierten Schwangerschaftsmonat erhält der Fötus über die Plazenta Antikörper der Mutter, die ihm einen ersten Schutz im Mutterleib bieten und das Immunsystem in den ersten Monaten nach der Geburt positiv unterstützen. Zu früh geborene Kinder sind beispielsweise eher anfällig für Infekte, da weniger Antikörper von der Mutter übertragen werden.
Bei der Geburt arbeitet das Immunsystem des Kindes bereits, es ist jedoch noch nicht vollständig entwickelt. In der ersten Zeit wird das Kind vor allem durch das Stillen gestärkt, denn über die Muttermilch werden weitere wertvolle Abwehrkräfte von der Mutter zum Kind weitergegeben. Das so entwickelte, von Geburt an vorhandene unspezifische Immunsystem versucht zwar Erreger abzuwehren, kann aber noch nicht auf bestimmte Erregertypen reagieren.
Erst rund drei Monaten nach der Geburt beginnt das kindliche Immunsystem von sich aus geordnet zu arbeiten, eigene Abwehrkräfte zu entwickeln und damit das spezifische Immunsystem aufzubauen. Denn mit jeder Krankheit, die das Baby bzw. das Kleinkind erlebt, wächst das so genannte immunologische Gedächtnis, das dem Körper vermittelt, wie bestimmte Erreger abgewehrt werden können. Unterstützt wird das Immunsystem auch von so genannten Fresszellen, die abgestorbene Zellen im Körper entfernen und so dafür sorgen, dass keine Infektionsherde entstehen können.
Entwicklung des Immunsystems in der Kindheit
Da das kindliche Immunsystem also erst trainiert werden muss und lernt, wie es mit bestimmten Bakterien, Viren oder Pilzen umzugehen hat, ist die frühe Kindheit von zahlreichen Erkrankungen geprägt. In den ersten vier Lebensjahren haben Kinder durchschnittlich fünf Infekte der Atemwege pro Jahr. Bis zur Vorschulzeit können es sogar bis zu 12 einfache Atemwegskrankheiten jährlich sein - im Schulalter immer noch bis zu etwa acht.
Gerade im Kindergarten oder in der Schule werden Krankheiten schnell von einem Kind zum nächsten weitergegeben. Niesen, Husten und Sprechen sowie verunreinigtes Spielzeug oder herumliegende Taschentücher sorgen dafür, dass der Krankheitserreger schnell das nächste Kind erreicht.
Trotzdem müssen Eltern nicht übervorsichtig sein und sollten keinesfalls versuchen, ihr Kind in möglichst steriler Umgebung aufwachsen zu lassen. Denn dies führt nicht unbedingt zu weniger Krankheiten. Eine zu sterile Lebensumgebung kann sich - wie Studien gezeigt haben - nachteilig auswirken und verstärkt unter anderem das Risiko später allergische Auffälligkeiten zu entwickeln. Kinder brauchen den Kontakt zu unterschiedlichen Erregern, damit das eigene Immunsystem Antikörper entwickeln kann und so eine positive Grundlage für die Gesundheit im Erwachsenenalter bildet.
Wie kann ich das Immunsystem meines Kindes stärken?
Der allgemeine Gesundheitszustand, Umwelteinflüsse, Ernährung, Bewegung, aber auch familiäre Vorbelastungen oder Vorerkrankungen können sich auf das Immunsystem auswirken. Da diese Faktoren von Kind zu Kind unterschiedlich ausfallen, ist es möglich, dass ein Sprössling kaum Krankheiten durchmacht, während ein befreundetes Kind ständig das Bett hüten muss.
Leider ist es nicht möglich, Kinder vor allen Erkrankungen zu schützen. Eltern können aber darauf achten, das Immunsystem ihres Nachwuchses mit einigen Punkten zu stärken:
- Gesunde, ausgewogene Ernährung mit Gemüse, Obst und Ballaststoffen
- regelmäßige Bewegung, möglichst an der frischen Luft und auch im Winter oder bei schlechtem Wetter
- ausreichend Schlaf
- Vermeiden von Stress oder anderen seelischen Belastungen, die sich ebenfalls negativ auf die Gesundheit auswirken können.
Auch regelmäßiges Händewaschen kann vorbeugend gegen Erkrankungen wirken, vor allem nach dem Naseputzen oder nachdem man mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder an viel frequentierten Orten unterwegs war. Eltern sollten bei all diesen Punkten mit gutem Beispiel voran gehen und ihren Kindern eine gesunde Lebensweise vorzeigen.
Bei ausgewogener Ernährung sind auch Nahrungsergänzungsmittel, also etwa die Einnahme von zusätzlichen Vitaminen, nicht notwendig. Auf frische Luft sollte nicht nur im Zusammenhang mit Bewegung geachtet werden, sondern auch im eigenen Heim. Trockene Heizungsluft kann im Winter die Schleimhäute reizen und austrocknen und Krankheitserreger haben dann ein leichteres Spiel. Deswegen sollten Wohnräume gerade in der kalten Jahreszeit öfters gelüftet werden. Halten sich Kinder und Familie tagsüber länger in geschlossenen Räumen auf, ist mehrmaliges Stoßlüften von jeweils fünf bis zehn Minuten ein gutes Mittel um trockene und abgestandene Luft aus dem Wohnraum zu entfernen. Die Raumtemperatur unter Tags sollte im Winter rund 22 Grad betragen (in Schlafräumen etwa 18 Grad).
Passivrauchen kann das Immunsystem von Kindern ebenfalls schwächen. Raucher sollten also unbedingt darauf achten, nicht in Gegenwart ihrer Kinder zur Zigarette zu greifen und wenn möglich in der eigenen Wohnung auf das Rauchen verzichten.
Zur Stärkung des Immunsystems können auch Kneippkuren schon von Kindern in Anspruch genommen werden. Im Mittelpunkt stehen dabei kalt-warme Wechselbäder, die oft nur auf den Beinen angewandt werden. Je jünger das Kind ist, desto geringer sollten allerdings die Temperaturunterschiede bei den Güssen sein.
Ein weiterer wichtiger Aspekt hinsichtlich der Gesundheit von Kindern, sind verschiedene Impfungen. Schon im ersten Lebensjahr werden einige davon vorgenommen. Welche Impfungen notwendig sind und wann diese durchgeführt werden müssen, sollte mit einem ev. für Impfkritik offenen Kinderarzt besprochen werden.
Probleme mit dem Immunsystem
Da besonders Kleinkinder oft krank werden können, sind Schnupfen und Husten meistens harmlos und stellen für Kinder mit intaktem Immunsystem keine Probleme dar. Eltern sollten ihren erkrankten Nachwuchs aber in jedem Fall dann zum Arzt bringen, wenn das Kind starke Beschwerden, hohes Fieber oder Atemprobleme hat bzw. eine gegebene Krankheit nicht abheilt.
Als infektanfällig werden Kinder erst dann bezeichnet, wenn Krankheiten öfter als zehn bis 12 Mal im Jahr auftreten, diese sehr lange anhalten oder mit weiteren Komplikationen verbunden sind.
Einen Kommentar schreiben